Jahresbericht 2023

Vorwort: Gesellschaftlicher Beitrag in einer herausfordernden Zeit

Prof. Dr. Jakob Edler
Univ.-Prof. Dr. Marion Weissenberger-Eibl

Liebe Leserinnen und Leser,

wir freuen uns, Ihnen durch unseren Jahresbericht 2023 einen kleinen Einblick in die vielfältige Arbeit unseres Instituts mit ihren aktuellen Kennzahlen und Neuerungen geben zu dürfen.

In einer Zeit, in der wir mit Wandel und Krisen konfrontiert sind, ist es uns ein Anliegen, den globalen Herausforderungen mit Optimismus und Engagement zu begegnen und durch unsere Forschung einen entscheidenden gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.

Im vergangenen Jahr haben wir nicht nur Lösungen für aktuelle Probleme entwickelt, sondern auch neue Wege beschritten. Gleich zu Beginn des Jahres eröffneten wir unseren neuen Instituts-Standort in Heilbronn, wo der Joint Innovation Hub des Fraunhofer ISI im Rahmen der Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Dieter Schwarz Stiftung auf dem Bildungscampus Heilbronn auf Basis der strategischen Vorausschau und der systemischen Perspektive zu Innovation, Digitalisierung & Künstlicher Intelligenz und Nachhaltigkeit forscht. Der Joint Innovation Hub unterstützt seine Auftraggeber:innen aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft im Innovationsprozess von der Vorausschau & Inspiration, der Vorbereitung & Partizipation über die Innovationsunterstützung und Erschließung neuer Innovationsfelder bis zur Transformationsbegleitung.

In über 400 Forschungsprojekten haben wir auch 2023 gezeigt, dass wir als Institut nicht nur in der Lage sind, den Status quo zu analysieren, sondern auch aktiv dazu beizutragen, unsere Zukunft zu gestalten. Einige unserer Highlight-Projekte präsentieren wir Ihnen stellvertretend in diesem Bericht.

Wir haben unsere Forschung darauf ausgerichtet, einen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen, beispielsweise indem wir die Transformationspfade zur Erreichung der Pariser Klimaziele modellieren, Impact-Studien durchführen oder nachhaltigen Technologietransfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft sichern – um nur eine Auswahl zu nennen.  

Unser Dank gilt unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit ihrer Expertise aus technischem, wirtschafts- und sozialwissenschaftlichem Wissen sowie ihrer Kreativität auch in diesem Jahr maßgeblich zum positiven Jahresergebnis hinsichtlich der wissenschaftlichen wie medialen Sichtbarkeit unseres Instituts beigetragen haben.

An unserem Institut arbeiten über 300 Menschen aus insgesamt 25 Nationen. Deren Einsatz ist der Schlüssel zu unserem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolg und wir sind stolz darauf, mit einem so interdisziplinären wie auch diversen Team zusammenarbeiten zu dürfen.

Auch möchten wir unseren Partnern und Auftraggebern danken. Wir sind voller Motivation, die Wissenschafts- und Innovationslandschaft auch in Zukunft voranzutreiben und weiterhin gemeinsam Lösungen für die Fragestellungen von heute und morgen zu finden. So können wir eine Zukunft gestalten, die von Fortschritt, Innovation und Nachhaltigkeit geprägt ist.

Wir laden Sie nun ein, diesen Jahresbericht zu lesen und wünschen angenehme Lektüre.

Ihre Institutsleitung

ISI-Forschung und ihre Wirkung 2023: Einige Beispielprojekte

 

Studie zur Kreislaufwirtschaft

Modell Deutschland Circular Economy

Im Auftrag des WWF wirkte das Institut an einer umfassenden Studie zur Kreislaufwirtschaft in Deutschland mit.

 

Energie- und Ressourceneffizienz / Wirtschaft

Evaluation des Förderprogramms EEW

Im Auftrag des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz evaluiert das Fraunhofer ISI die »Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft« (EEW). Umfangreiche Datenerhebungen ermöglichen eine Zielerreichungs-, Wirkungs- und Wirtschaftlichkeitskontrolle des Programms.

 

Bewertung von Forschungsinfrastruktur

Impact von PETRA III

Für das Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY) hat das Fraunhofer ISI eine Impact-Studie zur Synchrotronstrahlungsanlage PETRA III durchgeführt.

 

Regionale Transformation

Kompetenzzentrum NRW.innovativ

Das Kompetenzzentrum NRW.innovativ ist eine Plattform zur Vernetzung der Innovationslandschaft in Nordrhein-Westfalen. Ziel ist es, mit neuen und partizipativen Ansätzen gemeinsam mit Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft das regionale Innovationssystem zu stärken. Das Projekt generiert zudem interessante Einblicke in die Umsetzung missionsorientierter Politikmaßnahmen.

 

Quantenkommunikation Deutschland

SQuaD

Quantenkommunikation ist eine Schlüsseltechnologie für die Sicherheit digitaler Infrastrukturen. Das Schirmprojekt SQuaD bündelt die deutschlandweiten Aktivitäten in diesem Bereich, um den nachhaltigen Technologietransfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft zu sichern und die Grundlagen für den Aufbau einer deutschen Quantenkommunikationsindustrie zu schaffen.

 

Food processing in a box

FOX

Mit Partnern aus Industrie und Hochschulen wurden Zukunftsszenarien für die Lebensmittelindustrie und Geschäftsmodelle für innovative Formen mobiler Obst- und Gemüseverarbeitung entwickelt.

 

Modellbasierte Klimapolitikberatung

Paris Reinforce

Das Horizon-2020-Projekt zielte darauf ab, die europäische Klimapolitik mit verlässlichen wissenschaftlichen Verfahren und Ergebnissen zu untermauern und die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik im Hinblick auf das Pariser Abkommen zu verbessern. Das Fraunhofer ISI beteiligte sich unter anderem durch die Modell- und Stakeholder-basierte Entwicklung von Paris-kompatiblen Transformationspfaden in den Sektoren Industrie, Gebäude und Transport.

 

Angewandte Forschung

Projekte des Joint Innovation Hub (JIH)

Der JIH entwickelte einen Trendradar und beriet Wirtschaft und Politik zu Wissensmanagement und Mobilitätsdaten.

Interview mit Mirjam Storim: »Sehr lebendiges und perspektivenreiches Kuratorium«

Sie sind nun seit einem Jahr Kuratoriumsvorsitzende des Fraunhofer ISI. Was waren Ihre bisher wichtigsten Meilensteine als Vorsitzende?

Als Vorsitzende des Kuratoriums freut man sich in erster Linie, wenn das Institut die formulierten Visionen verwirklichen und die gesetzten Ziele erreichen kann – und dies ist im vergangenen Jahr ganz sicher geglückt: Das zeigt der Jahresbericht, und das haben die regelmäßigen Gespräche deutlich gemacht, die ich während des Jahres mit der Institutsleitung führen durfte. Mich freut darüber hinaus aber auch ganz besonders, dass wir ein sehr lebendiges und perspektivenreiches Kuratorium haben! Die letztjährige Sitzung im Herbst beispielsweise war insofern ein Art Meilenstein, weil wir erstmalig Promovierende am Institut mit ihrem Vortrag und Kuratoriumsmitglieder mit einem Fachkommentar dazu auf der Agenda hatten. Wissenschaftliche Exzellenz trifft Profession in Politik, Wirtschaft, NGOs oder Wissenschaftssystem: für uns ein fantastisches Element lebendiger Kuratoriumsarbeit.

Hat sich durch Ihre Tätigkeit im Kuratorium Ihre Sicht auf Innovation verändert?

Die Welt wird größer, wenn man einen Perspektivenwechsel vollzieht: Produkt-, Prozess- oder Geschäftsmodellinnovationen in einem Wirtschaftsunternehmen strategisch vorzubereiten und ihr Gelingen zu begleiten ist definitiv etwas anderes, als dem Phänomen der Innovation wissenschaftlich nachzugehen und seine systemische Bedingtheit im größeren Kontext zu erforschen. Innovationen sind erfolgreich umgesetzte Ideen, und die Wirtschaft hat an diesem Gelingen ganz wesentlichen Anteil. Doch es gibt natürlich Systeme, Anreize, Rahmenbedingungen, die dieses Gelingen wahrscheinlicher machen als andere – diese Sicht etwa schärft das Fraunhofer ISI, und mir hat die Tätigkeit im Kuratorium hierzu viele Impulse gegeben.

Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft der Innovationsforschung?

Innovationen werden mehr benötigt denn je, anders werden wir die Vielzahl geopolitischer, sozialer, ökologischer Herausforderungen nicht bewältigen können – also wird auch die Innovationsforschung weiterhin große Bedeutung haben. Ich denke allerdings, dass sich die Forschung weiter in die Richtung entwickelt, die sie seit einigen Jahren schon eingeschlagen hat: Sie wird erstens konkreter werden und sich mit der Umsetzung oder Nicht-Umsetzung konkreter technischer oder sozialer Ideen beschäftigen (müssen), um weiterhin Relevanz zu haben. Sie wird zweitens, vielleicht noch stärker als heute, technische Innovationen mit gesellschaftlicher Akzeptanz in Verbindung bringen müssen: eine Aufgabe, der das Fraunhofer ISI übrigens aus meiner Sicht aufgrund der interdisziplinären Zusammensetzung seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestens gewachsen ist! Und sie wird drittens ihre evidenzbasierte Stimme gegenüber politischen Entscheidern weiterhin stärken müssen, um wissenschaftliche Erkenntnisse in Handlung zu überführen. Ich freue mich deshalb ganz besonders, dass das Fraunhofer ISI 2024 seine Präsenz in Berlin über eine kleine Außenstelle stärken wird.

Personelles & Organisatorisches

 

Dr. Elisabeth Dütschke ist Teil der neuen Doppelspitze im Competence Center Energiepolitik und Energiemärkte

Dr. Elisabeth Dütschke leitet seit dem 1. Oktober 2023 gemeinsam mit Dr. Frank Sensfuß das Competence Center Energiepolitik und Energiemärkte. Die neue Doppelspitze hat die Nachfolge von Prof. Dr. Wolfgang Eichhammer übernommen.

Elisabeth Dütschke arbeitet seit 2009 am Fraunhofer ISI und leitet seit 2019 das Geschäftsfeld Akteure und Akzeptanz in der Transformation des Energiesystems.

 

Dr. Frank Sensfuß ist Teil der neuen Doppelspitze im Competence Center Energiepolitik und Energiemärkte

Dr. Frank Sensfuß leitet seit dem 1. Oktober 2023 gemeinsam mit Dr. Elisabeth Dütschke das Competence Center Energiepolitik und Energiemärkte. Die neue Doppelspitze hat die Nachfolge von Prof. Dr. Wolfgang Eichhammer übernommen.

Frank Sensfuß arbeitet seit 2004 am Fraunhofer ISI, leitet seit 2012 das Geschäftsfeld Strommärkte und -infrastrukturen und war seit 2019 stellvertretender Leiter des Competence Centers Energiepolitik und Energiemärkte.

 

Stephan Reichert ist neuer Verwaltungsdirektor

Im September haben wir Stephan Reichert als neuen Verwaltungsdirektor willkommen geheißen. Stephan Reichert studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Trier und arbeitete mehrere Jahre am ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. Nach einer Tätigkeit als administrativer Direktor am römisch-germanischen Zentralmuseum – Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM) wechselte er an den Rechnungshof Rheinland-Pfalz, wo er das Referat »Finanzen und Beteiligungen des Landes« leitete. Am Fraunhofer ISI leitet er die Institutsverwaltung mit sämtlichen Serviceeinrichtungen.

 

Joint Innovation Hub eröffnet zweiten Standort in Heilbronn

Mit Wirkung zum 1. Januar 2023 hat der Joint Innovation Hub am Fraunhofer ISI neben seinem bestehenden Standort in Karlsruhe einen zweiten in Heilbronn eröffnet: Die neue Forschungsgruppe wurde in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Dieter-Schwarz-Stiftung gegründet und hat ihren Sitz auf dem Bildungscampus Heilbronn. Der Fokus liegt auf dem systemischen Innovations- und Technologiemanagement in den Forschungsfeldern Innovation, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sowie Nachhaltigkeit der Region Heilbronn-Franken.

 

Prof. Dr. Jakob Edler in den Wissenschaftsrat berufen

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Institutsleiter Jakob Edler mit Wirkung zum 1. Februar 2023 bis einschließlich 31. Januar 2026 als ständiges Mitglied in den deutschen Wissenschaftsrat berufen. Zusammen mit den anderen in den Rat berufenen Wissenschaftler:innen erarbeitet Jakob Edler für die Bundesregierung und die Regierungen der Länder u.a. Empfehlungen zur inhaltlichen und strukturellen Entwicklung des deutschen Wissenschaftssystems und trägt damit zur internationalen Konkurrenzfähigkeit und Einbettung der deutschen Wissenschaft bei.

 

Prof. Dr. Jakob Edler ist neuer Vorsitzender des Fraunhofer-Verbunds Innovationsforschung

Zum 1. Juli hat Prof. Dr. Jakob Edler den Vorsitz des Fraunhofer-Verbunds Innovationsforschung übernommen. Er folgt auf Prof. Dr. Wilhelm Bauer, der Mitglied der Institutsleitung des Fraunhofer IAO ist und dem Verbund sechs Jahre lang vorstand. Im Verbund bündeln Fraunhofer IAO, Fraunhofer IMW, Fraunhofer INT, Fraunhofer IRB, Fraunhofer ISI sowie die Arbeitsgruppe für Supply Chain Services des Fraunhofer IIS ihre Kompetenzen in der sozioökonomischen und soziotechnischen Forschung.

 

Fraunhofer-internes Dialogformat »Vorstand vor Ort« unter Beteiligung des Fraunhofer ISI

Das Fraunhofer-interne Dialogformat »Vorstand vor Ort« lud Mitarbeitende an sieben Fraunhofer-Standorten in Deutschland zu einem offenen Austausch mit dem Fraunhofer-Vorstand ein. Der neue Fraunhofer-Präsident Holger Hanselka nahm ebenfalls an einigen Terminen teil. Unter der Leitung von Elna Schirrmeister entwickelten Kolleg:innen vom Fraunhofer ISI und Fraunhofer IAO in Stuttgart das Workshop-Konzept für dieses Format und waren für die Moderation der Workshops zuständig.

 

Neuzugänge und Abschiede im Kuratorium

Im Kuratorium des Fraunhofer ISI durften wir 2023 Dr. Steffi Ober (NABU) und Dr. Gisela Philipsenburg (BMBF) als neue Mitglieder begrüßen. Herzlich willkommen!

Verabschiedet haben wir uns von Jumana Al-Sibai (Mitglied der MAHLE Konzern-Geschäftsführung), Dr. Peter Mendler (Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg), Dr. Anna Christmann (Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Beauftragte für digitale Wirtschaft und Start-ups), Lisi Maier (Direktorin der Bundesstiftung Gleichstellung) und Iris Plöger (Mitglied der Hauptgeschäftsführung, Bundesverband der Deutschen Industrie). Herzlichen Dank für Ihr Engagement!