Projekt

H2GO – Nationaler Aktionsplan Brennstoffzellen-Produktion

Das H2GO-Konsortium treibt die industrielle Skalierung der Produktion von Brennstoffzellen in Deutschland voran. Im Fokus steht der straßengebundene Schwerlastverkehr, für den eine robuste und kostengünstige Antriebsalternative erschlossen werden soll. Neben einem essenziellen Beitrag zu Dekarbonisierung des Straßenverkehrs kann so Wasserstoff als Kraftstoff in der Gesellschaft integriert und ein neuer Wirtschaftssektor für Deutschland und Europa erschlossen werden.

Das Fraunhofer ISI beteiligt sich mit einer Analyse des Innovationssystems für Brennstoffzellen, das von der wissenschaftlichen Forschung über die Entwicklung und Diffusion neuer Technologien bis hin zur Entstehung und Entwicklung neuer Märkte reicht. Gemeinsam mit komplementären Untersuchungen zur Elektrolyse entsteht so die Basis für einen umfassenden Roadmap-Prozess für kritische Wasserstofftechnologien.

Monitoring: Brennstoffzellen

Unser Monitoring verfolgt die Entwicklung von Brennstoffzellen. Technisch lassen sich zahlreiche Typen differenzieren, die sich in Prozessführung, Betriebsparametern und Materialien teils erheblich unterscheiden. Im Rahmen unserer Analysen bündeln wir diese in drei breiteren Kategorien, die teils diverse Technologien und Prozessvarianten zusammenfassen. 

Grundsätzlich nutzen Brennstoffzellen Redoxreaktionen zur Wandlung chemischer in elektrische Energie. Konkret kommt typischerweise Wasserstoff zum Einsatz, welcher in einer exothermen Reaktion mit Sauerstoff Wasser bildet (Knallgasreaktion). Anstelle der direkten Verbrennung trennt die Brennstoffzelle die Redoxreaktion räumlich auf Halbzellen (jeweils für Reduktion und Oxidation) auf. Beide sind leitend über einen Stromkreis verbunden, über den die elektrische Energie entnommen und extern genutzt werden kann. Zudem ist eine Verbindung beider Halbzellen über eine Ionenbrücke essentiell, um einen vollständigen Ladungsausgleich zu gewährleisten. In Analogie zu Batterien werden individuelle Brennstoffzellen modular zu sogenannten Stacks zusammengesetzt, die in Kombination die gewünschten Spannungen und Stromstärken liefern. Abseits dieser grundlegenden Prinzipien unterscheiden sich Brennstoffzellen jedoch u.a. nach Arbeitstemperatur und elektrochemischem Aufbau der Zellen. Hier kommt unter anderem der Typ der wandernden Ionen und die Art der räumlichen Trennung (Membranen, poröse Matrizen) zum Tragen.

Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen

Abbildung 1: Darstellung der Funktionsweise der PEM- Brennstoffzelle.
© Fraunhofer ISI
Abbildung 1: Darstellung der Funktionsweise der PEM- Brennstoffzelle.

Das H2GO-Konsortium befasst sich aufgrund deren besonderen Eignung für Anwendungen im Verkehr explizit mit der Skalierung der Produktion von Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen (eng.: Polymer Electrolyte Fuel Cell, PEFC), die oft auch als Protonenaustauschmembran-Brennstoffzelle (eng.: Proton Exchange Membrane Fuel Cell, PEMFC) bezeichnet wird. Sie werden in einem Temperaturbereich von 60 bis 120 Grad Celsius betrieben. In ihr wandern Wasserstoff-Ionen (auch Protonen genannt) durch die Membran an die Kathode, wo sie mit Sauerstoff-Ionen zuerst Hydroxid-Ionen und dann Wasser bilden. Heute werden PEM-Brennstoffzellen unter anderem häufig in (Schienen-)Fahrzeugen oder U-Booten verbaut. Die Skalierung der Produktion für mobile Anwendungen bietet eine Chance, auch den straßengebunden Schwerlastverkehr klimaneutral zu gestalten. Selten wird die PEFC als Anionenaustauschmembran-Brennstoffzelle ausgelegt und dann mit Alkoholen betrieben, weshalb wir diese den alternativen Brennstoffzellen zugeordnet haben.

Hochtemperatur-Brennstoffzellen

Abbildung 2: Darstellung der Funktionsweise der Hochtemperatur Brennstoffzelle.
© Fraunhofer ISI
Abbildung 2: Darstellung der Funktionsweise der Hochtemperatur Brennstoffzelle.

Die Gruppe der Hochtemperatur-Brennstoffzellen umfasst vor allem Technologien, die eine Arbeitstemperatur von 500 bis 1000 Grad Celsius bedürfen und sich daher besonders für Kraft-Wärme-Kopplung (Combined-Heat-and-Power) eignen. Bei diesen Temperaturen kann zudem die Reformierung von Methan zu Kohlenstoffdioxid und Wasserstoff stattfinden. Also kann hier im Sinne einer Brückentechnologie ggf. auch Biogas/Erdgas o. ä. als Brennstoff eingesetzt werden. In die Kategorie der Hochtemperatur-Brennstoffzellen fallen besonders die Schmelzkarbonat-Brennstoffzelle (eng.: Molten Carbonate Fuel Cell, MCFC) und die Festoxidbrennstoffzelle (eng.: Solid Oxide Fuel Cell, SOFC). Bei beiden Zelltypen findet man feste Elektrolyten (Li2CO3 oder ZrO2), die fähig sind Ionen (O2- oder CO32-) zu leiten, aber für Elektronen isolierend wirken. Im Unterschied zu den Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen werden bei den klassischen Hochtemperatur-Brennstoffzelltypen also Anionen durch den Elektrolyten geleitet.

Wir zählen zu der Hochtemperatur-Kategorie zudem Brennstoffzellen, die in einem mittleren Temperaturbereich operieren, wie etwa die Phosphorsäurebrennstoffzelle, die bei 160 bis 220 Grad Celsius betrieben wird. Damit ist sie weniger gut für mobile Anwendungen geeignet, zumal ein toxischer Elektrolyt zum Einsatz kommt. Sie verfügt über eine Protonen-leitende Polymermembran und ähnelt damit speziellen Hochtemperatur-Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen (120-200 °C). Letztere erfassen wir als Hybrid in beiden Kategorien.

Alternative Brennstoffzellen

Abbildung 3: Darstellung der Funktionsweise der alkalischen Brennstoffzelle.
© Fraunhofer ISI
Abbildung 3: Darstellung der Funktionsweise der alkalischen Brennstoffzelle.

In dieser Kategorie sind einige andere Brennstoffzell-Technologien zusammengetragen, die sich in Prozessführung und/oder Einsatzfeld deutlich von beiden vorangehenden unterscheiden – und derzeit keine vergleichbar große Rolle spielen. Darunter fallen insbesondere Alkalische Brennstoffzellen (eng.: Alkaline Fuel Cell, AFC) und Direktalkohol-Brennstoffzellen (eng.: Direct Alcohol Fuel Cell, DAFC). Letztere lassen sich nach Zielbrennstoff untergliedern, relativ große Bedeutung haben hier Direktmethanol- und die Direktethanol-Brennstoffzellen. 

Alkalische Brennstoffzellen arbeiten bei niedrigen bis mittleren Temperaturen (abhängig von der technischen Ausgestaltung). Sie basieren auf der Leitung von Hydroxid-Ionen durch einen alkalischen Elektrolyten (meist Kalilauge). Zwischen den beiden Elektroden befindet sich eine poröse Matrix, durch die der Elektrolyt und darin Anionen fließen. Eine Besonderheit alkalischer Brennstoffzellen ist die Nutzbarkeit von Ammoniak und Hydrazin als Brennstoff. Daher ist ihre Nutzung in der Raumfahrt verbreitet, sie kommen aber auch bei mobilen Anwendungen zum Einsatz.

Direktalkohol-Brennstoffzellen verfügen (ähnlich wie die PEMFC) über eine separierende Polymermembran, die die Diffusion der Wasserstoff-Ionen ermöglicht, und arbeiten bei Temperaturen von 60 bis 130 Grad Celsius. Vereinzelt finden sich Forschungsprojekte, in denen DAFCs mit Anionenaustausch-Membranen betrieben werden.

Öffentliche Forschungsförderung ist oft ein wichtiger Treiber in der Entwicklung neuer Technologien, besonders in frühen Innovationsphasen, also bevor kommerzielle Anwendungen wettbewerbsfähig werden. Die Vergabe der Fördermittel erfolgt dabei projektgebunden an relevante Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft, zumeist an in Projektverbünden organisierte Konsortien. Gebote zur Transparenz in Rechtsstaaten erlauben der Öffentlichkeit in der Regel ein gewisses Maß an Zugang zu Basisdaten zur Vergabe von Fördermitteln. Im Idealfall ist dieser Zugang über Datenbanken systematisiert, die ggf. einen Ausgangspunkt für unsere Analysen bieten. In Deutschland existiert u. a. ein Förderkatalog der Bundesregierung; für den Bereich der Energieforschung steht zudem das Portal EnArgus zur Verfügung, das erweiterte Funktionalität bietet und hier von uns eingesetzt wird.

Brennstoffzellforschung in Deutschland

Konkret nutzen wir die Suche nach einschlägigen Stichworten (unter Berücksichtigung technischer und sprachlicher Varianten) und Förderplansystematiken zur Identifikation relevanter Datenbankeinträge (in EnArgus), die wir zur Weiterverarbeitung in unsere lokale Datenbank überführen. Letztere erlaubt uns u. a. die Systematisierung (insb. Zusammenführung von Verbundprojekten), die Klassifizierung (insb. Zuordnung zu Technologien) und die Bereinigung (insb. Entfernung irrelevanter Treffer) der Suchergebnisse.

Abbildung 1: Mengendarstellung (Venn-Diagramm) der identifizierten Brennstoffzellprojekte auf Bundesebene und deren Zuordnung nach Technologie-Kategorien (nach Aggregation von Verbundprojekten).
© Fraunhofer ISI
Abbildung 1: Mengendarstellung (Venn-Diagramm) der identifizierten Brennstoffzellprojekte auf Bundesebene und deren Zuordnung nach Technologie-Kategorien (nach Aggregation von Verbundprojekten).

Abbildung 1 vermittelt einen Überblick über unsere Ergebnisse zu Brennstoffzellprojekten in Deutschland mit direkter Förderung durch die Bundesregierung. Bis März 2023 sind insgesamt 867 Projekte mit klarem Bezug zu Brennstoffzellen erfasst. Bei der Mehrheit davon handelt es sich um sogenannte Verbundprojekte, in denen mehrere Förderempfänger strukturiert zusammenarbeiten. Diese Kooperationen bilden die Basis für unsere Netzwerkanalyse (siehe unten), werden in der EnArgus-Suche aber zunächst separat ausgewiesen.

Natürlich zielen nicht alle diese Projekte auf die Weiterentwicklung einer bestimmten Brennstoffzelltechnologie ab. Teilweise steht die Forschung an Anwendungen, der Einsatz im Verkehr oder der Aufbau von relevanter Infrastruktur im Vordergrund. Daher zeigt Abbildung 1 auch die jeweiligen Teilmengen an Projekten auf, die wir konkret einer Technologie-Kategorie (und ggf. mehreren) zugeordnet haben. Unser Verfahren dazu basiert zuallererst auf spezifischen Suchstrategien, aber auch auf einer manuellen Prüfung. Im Einzelfall können Mehrfachzuordnungen sicher auf verbleibende Artefakte der Suchstrategien zurückzuführen sein, mehrheitlich sind sie jedoch faktisch begründet (z. B. weil im Projekt mehrere Technologien parallel verfolgt werden, oder weil wir Grenzfälle wie die Hochtemperatur-Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen hybrid zuordnen).

In einer Netzwerkanalyse können wir nun die Zusammenarbeit von Akteuren, die in der Brennstoffzellforschung aktiv sind (oder waren) systematisch untersuchen, indem wir deren Partizipation in den geförderten Forschungsprojekten nachvollziehen. So zeigt Abbildung 2 einen Auszug des Gesamtnetzwerks (also aller Brennstoffzellprojekte aus Abbildung 1). In dieser Netzwerkgrafik visualisieren wir Akteure (Fördergeber und -empfänger) ebenso wie Projekte als Knoten und bilden Projektbeteiligungen als Verbindungslinien (Kanten) zwischen ihnen ab.

Abbildung 2: Auszug aus dem Forschungsnetzwerk zu Brennstoffzellen in Deutschland (gemäß Förderung auf Bundesebene; eingeschränkt auf Akteure mit mindesten vier Projektbeteiligungen).
© Fraunhofer ISI
Abbildung 2: Auszug aus dem Forschungsnetzwerk zu Brennstoffzellen in Deutschland (gemäß Förderung auf Bundesebene; eingeschränkt auf Akteure mit mindesten vier Projektbeteiligungen).

Im Detail stellen wir Projektknoten grau dar und drücken deren (optionale) Zuordnung zu Technologie-Kategorien durch Symbole aus ('\' (türkis) für Polymerelektrolyt, 'T' (rot) für Hochtemperatur, '@' für alternative und '+' für multiple Kategorien). Wissenschaftliche Akteure kennzeichnen wir in Blau, differenzieren dabei in der Form nach Universitäten und Hochschulen (Kreise), unabhängigen (außeruniversitären) Forschungseinrichtungen (Quadrate) und nationalen Forschungsverbünden (Achtecke, aggregierte Darstellung). Industrielle Akteure stellen wir dagegen als farbige Kreise in Orange (Großunternehmen) und Gelb (Mittelstand) dar. Andere Förderempfänger (Verbände, Vereine etc.) erscheinen ggf. in Weiß, während die Fördergeber (Bundesministerien) in Beige dargestellt sind. Die Legende der Netzwerkgraphen vermerkt zudem jeweils den Datenstand (Zeitpunkt der Quellabfragen in EnArgus) sowie etwaige Einschränkungen der Darstellung zur Verbesserung der Übersichtlichkeit. So sind in Abbildung 2 ausschließlich Akteure mit mindestens vier Projektbeteiligungen dargestellt und multiple Projekte in identischer Konstellation (gleicher Förderempfänger und -geber) konsolidiert dargestellt (und die entsprechenden Projektknoten mit Zahlen markiert). Ein Graph des vollständigen Forschungsnetzwerks (mit allen Akteuren und Projekten) ist unter diesem Link zu finden. Die Größe der Akteursknoten skaliert dabei jeweils mit der Anzahl der Projektbeteiligungen. Sie liefert somit grobe Indikation bzgl. deren Relevanz im Brennstoffzellsektor, allerdings ohne Berücksichtigung des jeweiligen Fördervolumens oder der inhaltlichen Kompetenzen.

In Abbildung 2 erkennen wir vor allem die Bundesministerien für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), für Digitales und Verkehr (BMDV) und für Bildung und Forschung (BMBF) als relevante Fördergeber in der Brennstoffzellforschung. Aufgrund ihrer Größe und der aggregierten Darstellung treten die Helmholtz-Gemeinschaft und die Fraunhofer-Gesellschaft im Forschungssektor klar hervor, aber auch die Rolle spezialisierter Zentren wie dem ZBT in Nordrhein-Westfalen und dem ZSW in Baden-Württemberg und einiger Universitäten wird deutlich. Zudem zeigt sich ein breit gestreutes Engagement der Industrie, das von potentiellen Anwendern (v.a. im Automobilsektor, aber auch Energieversorger, Werften) über dezidierte Hersteller von Brennstoffzellen bis hin zu deren potentiellen Zulieferern (Komponenten, Materialien) ein breites Spektrum entlang künftiger Wertschöpfungsnetzwerke abdeckt. Für detaillierte Analysen differenzieren wir die Forschungsnetzwerke jedoch entsprechend der Brennstoffzell-Kategorien (vgl. Abbildung 1).

Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen

Abbildung 3: Auszug aus dem Forschungsnetzwerk zu Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen in Deutschland (gemäß Förderung auf Bundesebene; eingeschränkt auf Akteure mit mindestens drei Projektbeteiligungen).
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Abbildung 3: Auszug aus dem Forschungsnetzwerk zu Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen in Deutschland (gemäß Förderung auf Bundesebene; eingeschränkt auf Akteure mit mindestens drei Projektbeteiligungen).

Abbildung 3 zeigt einen Auszug des Forschungsnetzwerks zu Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen in Deutschland. In Analogie zu Abbildung 2 werden hier nur Akteure mit mindestens drei Projektbeteiligungen dargestellt und multiple Projekte in identischer Konstellation konsolidiert (Projektknoten mit Zahlen). Ein Graph des vollständigen Forschungsnetzwerks (mit allen Akteuren) ist unter diesem Link hinterlegt. Neben der besonders großen Anzahl der Projekte verdeutlicht auch die Verteilung der Fördergeber das große Anwendungsinteresse und den relativ hohen Reifegrad von Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen. Die Entwicklung wird mehrheitlich vom BMWK und BMDV getragen, während eher grundlagenorientierte Projekte des BMBF in der Minderheit sind. Aufgrund der hohen Eignung der Technologie für mobile Anwendungen erscheinen u.a. einige Fahrzeugbauer und deren Zulieferer als zentrale Förderempfänger im Industriesektor, aber das Engagement der Industrie ist durchaus weit gestreut. Insbesondere zeigt das vollständige Netzwerk das besondere Engagement der BMWK, die Industrie in der Breite zu fördern.

Hochtemperatur-Brennstoffzellen

Abbildung 4: Auszug aus dem Forschungsnetzwerk zu Hochtemperatur-Brennstoffzellen in Deutschland (gemäß Förderung auf Bundesebene; eingeschränkt auf Akteure mit mindestens zwei Projektbeteiligungen).
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Abbildung 4: Auszug aus dem Forschungsnetzwerk zu Hochtemperatur-Brennstoffzellen in Deutschland (gemäß Förderung auf Bundesebene; eingeschränkt auf Akteure mit mindestens zwei Projektbeteiligungen).

Abbildung 4 zeigt einen Auszug des Forschungsnetzwerks zu Hochtemperatur-Brennstoffzellen in Deutschland. In Analogie zu Abbildungen 2 und 3 werden hier nur Akteure mit mindestens zwei Projektbeteiligungen dargestellt und multiple Projekte in identischer Konstellation konsolidiert (Projektknoten mit Zahlen). Ein Graph des vollständigen Forschungsnetzwerks (mit allen Akteuren) ist unter diesem Link hinterlegt. Die Technologien aus dieser Kategorie eignen sich zumeist besonders für stationäre und großskalige Anwendungen in der Industrie. Wegen der hohen Arbeitstemperaturen sind sie besonders für die Nutzung der Abwärme (Kraft-Wärme-Kopplung) geeignet, was in Summe zu hohen Wirkungsgraden führt. Aufgrund dieses Profils dominiert hier das BMWK als Fördergeber. Einige Großkonzerne (insb. Siemens, BMW) fallen durch eine hohe Zahl von Projekten auf, während einige Spezialisten (wie SunFire, CeramaTec, ElringKlinger) eine besonders breite Vernetzung aufweisen.

Alternative Technologien

Abbildung 5: Forschungsnetzwerk zu alternativen Brennstoffzell-Technologien in Deutschland (gemäß Förderung auf Bundesebene; alle Akteure dargestellt.
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Abbildung 5: Forschungsnetzwerk zu alternativen Brennstoffzell-Technologien in Deutschland (gemäß Förderung auf Bundesebene; alle Akteure dargestellt.

Auch in Summe werden nur in begrenztem Umfang Projekte zu alternativen Brennstoffzell-Technologien gefördert. Darum zeigt Abbildung 5 direkt das vollständige Netzwerk (alle Akteure, keine Konsolidierung). Konkret umfasst diese Kategorie vor allem Direktalkohol- und alkalische Brennstoffzellen. Die meisten Akteure sind nur sporadisch an Projekten beteiligt, mit Ausnahme der Firma SFC Energy, die sich auf mobilen Anwendungen von Direktmethanol-Brennstoffzellen (z. B. im Militär- und Campingbereich) fokussiert und an einigen Projekten beteiligt ist.

Aggregierte Analysen der Fördermittelvergabe

Zahlreiche Förderprojekte der Bundesregierung belegen ein beeindruckendes Engagement auf staatlicher Ebene zur Entwicklung und Kommerzialisierung von Brennstoffzellen. Viele Initiativen sind aktuell, andere reichen Jahre oder gar Jahrzehnte zurück. Die Vergabe verteilt sich über verschiedene Ressorts und adressiert verschiedene, teils fundamental unterschiedliche Technologie-Varianten. Zu einem besseren Verständnis der dahinterliegenden Trends tragen aggregierte Analysen bei. Die einzelnen Projekte unterscheiden sich dabei erheblich in Art, Umfang, Dauer und Zielrichtung. Die folgenden Analysen berücksichtigen ausschließlich das nominelle Fördervolumen (unter der Annahme einer linearen Mittelvergabe über die jeweilige Projektlaufzeit). Die gezeigte Darstellung berücksichtigt also weder einen Inflationsausgleich noch eine Differenzierung nach Charakter der Förderprojekte (von Forschung und Entwicklung zu Markthochlauf und -anreizprogrammen). So zeigt Abbildung 6 die Verteilung von Fördermitteln der Bundesregierung für Brennstoffzell-Projekte über den gesamten Untersuchungszeitraum (also seit der erstmaligen in EnArgus erfassten Projektförderung aus dem Jahre 1969).

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Abbildung 6: Jährliche Fördermittelvergabe für die Brennstoffzellforschung durch Bundesministerien in Deutschland seit 1969 auf logarithmischer Skala.

Da sich die Förderung über mehrere Dekaden erstreckt und dabei unterschiedlichste Intensitäten erreicht hat, ist Abbildung 6 nur bei einer logarithmischen Skalierung über den gesamten Raum gut lesbar. Langfristig erkennen wir einen deutlichen Trend zur Steigerung der jährlichen Fördermittel (hier absolut dargestellt, also ohne Inflationsausgleich) über mehrere Größenordnungen. Allerdings erfolgt der Anstieg mitnichten stetig, sondern vollzieht sich in ausgeprägten Wellen, die sich meist über den Zeitraum von etwa einer Dekade erstrecken. Die erste erstreckte sich über die 1970er Jahre und erreichte Förderraten bis knapp 5 Mio. €/Jahr. In den 1980ern kam die Förderung zeitweilig zum Erliegen, um in den 1990ern ein Plateau bei etwas über 10 Mio. €/Jahr zu erreichen. In drei weiteren, jeweils recht dynamisch verlaufenen Anstiegen erreichte die kumulierte jährliche Fördersumme neue Spitzenwerte von über 40 Mio. € (in 2002), über 100 Mio. € (in 2010) und über 300 Mio. € (in 2022). Zwischen diesen Wellen verharrte die Förderrate jeweils auf dem erhöhten (tendenziell leicht abfallenden) Plateau. Der detaillierte Verlauf seit der Jahrtausendwende ist auch in Abbildung 7 auf linearer Skala dargestellt.

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Abbildung 7: Nach Technologie-Kategorien differenzierte Darstellung der jährlichen Fördermittel der Bundesregierung für die Brennstoffzell-Forschung in Deutschland im Zeitraum 2000–2023 auf linearer Skala.

Neben der absoluten Entwicklung differenziert Abbildung 7 zudem nach den von uns definierten Technologie-Kategorien. Klar zu erkennen ist die deutliche Zunahme an Förderung ohne direkte Zuordnung zu einer bestimmten Brennstoffzell-Technologie seit dem Jahr 2009. Häufig handelt es sich dabei um Markthochlauf- und Marktanreizprogramme, die z. B. in dezidierte Anwendungen (etwa Verkehrsprojekte mit Brennstoffzell-Fahrzeugen) oder Infrastrukturaufbau (etwa Tankstelleninfrastruktur) investieren. Die Zunahme der Förderung in der letzten Dekade steht also auch mit einem wachsenden Anwendungsinteresse in Politik und Gesellschaft bzw. einem erhöhten Reifegrad der Technik in Verbindung. Seit dem Jahr 2017 kann zudem eine stetige (und jüngst beschleunigte) Zunahme der Förderung speziell für die Polymerelektrolyt-Technologie beobachtet werden, während die Investitionen in Hochtemperatur-Brennstoffzellen über den ganzen Betrachtungszeitraum (unter gewissen Schwankungen) tendenziell unverändert bleiben. Die Betrachtung der Fördermittelvergabe nach Ressort (Abbildung 8) liefert weiteren Kontext für die Interpretation dieser Trends.

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Abbildung 8: Nach Fördergebern (Ressorts der Bundesregierung) differenzierte Darstellung der jährlichen Fördermittel für die Brennstoffzell-Forschung in Deutschland im Zeitraum 2000–2023 auf linearer Skala.

Abbildung 8 zeigt die jährlichen Investitionen des Bundes in Forschungsprojekte zum Thema Brennstoffzellen aufgeschlüsselt nach fördernden Ministerien seit dem Jahr 2000. Analog zu Abbildung 7 ist natürlich auch hier das Wachstum in drei Wellenbewegungen erkennbar. Zudem wird auch deutlich, dass die Dynamik der Förderung von Brennstoffzellen seit 2009 vor allem durch das wachsende Engagement des BMDV bestimmt wird, für das Einsatzmöglichkeiten von Brennstoffzellen im Verkehrssektor im Vordergrund stehen. Dagegen setzt sich das BMWK über den gesamten Betrachtungszeitraum konsistent für die Industrialisierung von Brennstoffzellen ein, sowohl bei Fahrzeugherstellern als auch in anderen Branchen (vgl. Abbildungen 3–5). Kontraintuitiv mag hier auf Anhieb die vergleichsweise kleine (und erst jüngst anwachsende) Rolle des BMBF in Bezug auf die Fördervolumina erscheinen. Bei der Interpretation sind jedoch einige Faktoren zu berücksichtigen: (a) Unterschiede im Mittelbedarf zwischen Forschungs- und Entwicklungsprojekten und Markthochlauf- und Marktanreizprogrammen; (b) Vorlauf der Grundlagenforschung für Brennstoffzellen (vor der Jahrtausendwende, vgl. Abbildung 6); (c) mit der anlaufenden Kommerzialisierung steigt nun auch wieder der Bedarf an Forschung und Entwicklung relevanter Materialien und Komponenten. Abschließend schlüsselt Abbildung 9 das Engagement der drei wichtigsten Fördergeber nach Technologie-Bereichen auf.

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Abbildung 9: Breakdown der von den relevanten Ressorts vergebenen Fördermittel für Brennstoffzell-Projekte jeweils nach Technologie-Kategorien.

Die in Abbildung 9 gezeigte Aufteilung der Fördermittel nach Technologie je Ressort liefert weitere Einblicke. Sowohl bei der Grundlagenforschung (BMBF) als auch bei der industriellen Anwendungsforschung (BMWK) werden Polymerelektrolyt- und Hochtemperatur-Brennstoffzellen jeweils stark und in vergleichbarer Intensität gefördert. Alternative Technologien werden vor allem bei der Grundlagenforschung berücksichtigt. Die technologische Zuordnung der Projekte des BMDV unterscheidet sich jedoch deutlich davon. Es ist eine klare Präferenz für Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen zu erkennen, die mit der besonderen Eignung dieser Technologie für den Verkehrssektor in Einklang steht. Zudem liegt der Fokus hier stark auf Markthochlauf- und Marktanreizprogrammen, die vergleichsweise hohe Fördervolumina bedürfen und häufiger weniger den Kern einer bestimmten Brennstoffzell-Technologie betreffen.

Die Entwicklung neuartiger Technologien stellt für viele Unternehmen der Industrie einen zentralen Aspekt ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit dar – und soll langfristig deren Existenz sichern. Daher kommt dem Schutz des daraus resultierenden geistigen Eigentums eine essentielle Bedeutung zu. Strukturierte Verfahren zur Patentanmeldung und -prüfung existieren primär auf nationaler Ebene. Trotz großer Parallelen können erforderlicher Aufwand für genauso wie die Anreize zur Patentierung von Land zu Land sehr unterschiedlich ausfallen. Allerdings kann der Schutz eines nationalen Patents nach etablierten Regeln auf weitere Rechtsräume ausgedehnt werden. Dann entstehen sogenannte Patentfamilien, die aus zahlreichen nationalen Patenten mit analogem technischen Inhalt bestehen. Natürlich steigen die Kosten und der Aufwand mit der Anzahl der abzudeckenden Märkte, was sekundäre Motivationen für die Patentierung (Prestige, Karriere, Forschungsfinanzierung usw.) abseits der kommerziellen Verwertung durch technische Anwendung stark einschränkt. 

Eine gute Praxis bei der Patentanalyse erfordert daher die Berücksichtigung (ausschließlich) transnationaler Patente (welche mehrere nationale Märkte abdecken). Hier betrachten wir Patentfamilien mit Anmeldungen beim Europäischen Patentamt (EPO) oder PCT-Anmeldungen bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO). Solche Anmeldungen zielen per Definition auf Märkte in vielen Nationen und verursachen daher hohe Anmeldekosten. Somit stellt die Recherche nach transnationalen Patenten eine belastbare Basis zum Vergleich nationaler Innovationssysteme dar. Unsere Recherchen werden primär in der Datenbank World Patents Index (WPI) durchgeführt, da diese nach Patentfamilien gegliedert ist und eine sehr effektive Stichwortsuche ermöglicht. Letztere basiert vor allem auf einer zusätzlichen technischen Aufbereitung der Datensätze. Dazu fügen technischen Experten den Datensätzen zusätzliche Informationen, insb. technologieorientierte Titel und Zusammenfassungen bei. Ergänzend greifen wir auch auf die Datenbank PATSTAT des EPO zurück, die uns einen umfassenderen Datenzugriff erlaubt.

Transnationale Patente zu Brennstoffzellen

Abbildung 1: Mengendarstellung (Venn-Diagramm) transnationaler Patentanmeldungen zu Brennstoffzellen und deren Zuordnung zu Technologie-Kategorien.
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Abbildung 1: Mengendarstellung (Venn-Diagramm) transnationaler Patentanmeldungen zu Brennstoffzellen und deren Zuordnung zu Technologie-Kategorien.

Brennstoffzellen gelten als wichtiger Baustein einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft der Zukunft. Entsprechend treibt ein globaler Wettbewerb die Technologieentwicklung in diesem Feld voran. Abbildung 1 bietet einen Überblick über den Umfang transnationaler Patentanmeldungen, die daraus resultieren. Zunächst dient uns eine relativ einfache Suchstrategie nach einschlägigen Patentklassen (bei Bedarf mit Einschränkung auf relevante Stichworte, insb. 'Fuel Cell') zur Ermittlung einer Obermenge von 31702 transnationalen Patentfamilien zu Brennstoffzellen. Viele dieser Erfindungen decken jedoch primär bestimmte Anwendungsmöglichkeiten von Brennstoffzellen ab (z.B. deren Einsatz in einem U-Boot). Mit ausgefeilteren Suchstrategien identifizieren wir jedoch die Teilmengen unter diesen Erfindungen, die explizit unseren Technologie-Kategorien zugeordnet werden können. Die Zuordnungen einer Erfindung zu mehreren Technologien hat in der Regel technische Gründe (z. B.  weil eine Komponente explizit zur Nutzung in mehreren Brennstoffzelltypen ausgelegt ist, oder sie explizit einen technischen Grenzbereich wie etwa Hochtemperatur-Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen abdeckt), wird aber auch durch den rechtlichen Charakter der Patenttexte, welcher den technischen Kern der Erfindungen potentiell verschleiert, begünstigt.

Über das jeweilige Prioritätsdatum können wir jeder Patentfamilie das Jahr der Erstanmeldung zuordnen und so die Entwicklung des globalen intellektuellen Eigentums im Brennstoffzellsektor über den Zeitverlauf auflösen (Abbildung 2) und dabei nach Technologie-Kategorien differenzieren.

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Abbildung 2: Zeitliche Entwicklung von Patentanmeldungen zu Brennstoffzellen nach Technologie-Kategorie.

Konkret zeigt Abbildung 2 den Zeitraum von Jahr 1985 bis zum Jahr 2020, da vorher nur vereinzelte Patentanmeldungen zu verzeichnen waren und danach aufgrund der verzögerten Veröffentlichungen der Anmeldungen nur unvollständige Daten vorliegen. Schon in Abbildung 1 ist ein dominanter Anteil der Polymerelektrolyt-Technologie zu erkennen, aber erst hier ist die ausgeprägte Dynamik der Entwicklung zu erkennen: Die Patentierung dazu begann erst in den 1990ern und löste schnell eine erhebliche Begeisterung für die Technologie aus, die in einem exponentiellen Anstieg der Anmeldungen um die Jahrtausendwende herum mündete. Darauf folgte nahezu eine Halbierung der jährlichen Erfindungen zu Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen. Seither verharrt die Aktivität auf einem nach wie vor hohen (und leicht abfallenden) Plateau von über 300 transnationalen Patentanmeldungen pro Jahr. Auch zu Hochtemperatur-Brennstoffzellen werden in erheblichem Umfang Erfindungen patentiert, die Entwicklung begann hier jedoch schon in den 1980ern. Auch hier ist ein erheblicher Anstieg um die Jahrtausendwende deutlich erkennbar, seither werden jährlich meist über 200 transnationale Patente zu dieser Technologie angemeldet. Auch alternative Brennstoffzell-Technologien folgen einem ähnlichen Verlauf, jedoch gehen die jährlichen transnationalen Patentanmeldungen in diesem Bereich seit dem im Jahr 2006 erzielten Spitzenwert von über 200 nahezu stetig zurück.

Regionaler Ursprung des intellektuellen Eigentums

Transnationale Patente gelten als international vergleichbares Maß der Erzeugung intellektuellen Eigentums. Wir ordnen dabei jedem Patent ein Ursprungsland zu, in dem wir die Nationalität der Erfinder (auf Basis des Aufenthalts, nicht der Staatsangehörigkeit) ermitteln. (Ggf. ordnen wir Patente mit Erfindern in mehreren Ländern mehrfach zu.) Abbildung 3 zeigt für die fünf aktivsten Nationen jeweils die einschlägigen Patentzahlen je Technologie-Kategorie (sowie die Akkumulationen der verbleibenden transnationalen Patente für den Rest von Europa bzw. den Rest der Welt).

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Abbildung 3: Regionaler Ursprung transnationaler Patente zu Brennstoffzellen nach Technologie.

Demnach nimmt Deutschland im Brennstoffzellsektor eine sehr starke Stellung ein, folgt nach Japan und den USA im weltweiten Vergleich klar auf Platz drei (gemessen an einschlägigen transnationalen Patenten). Insgesamt ist eine große Konzentration des intellektuellen Eigentums auf die Top-Nationen erkenn. So ist die Zahl der transnationalen Patente mit Ursprung in Europa (oder im verbleibenden Rest der Welt) abseits der Top-5 in Summe jeweils mit Deutschland allein vergleichbar. Ferner ist hervorzuheben, dass das kombinierte intellektuelle Eigentum in Europa im Vergleich der Weltregionen durchaus eine Spitzenposition einnimmt. 

Abbildung 4 zeigt eine genauere Differenzierung des globalen intellektuellen Eigentums zu Brennstoffzellen (auf Basis aller transnationaler Patentanmeldungen) nach nationalem Ursprung nach den oben etablierten Prinzipien. Wir nutzen eine Weltkarte zur Abbildung aller Nationen. Deren Färbung reflektiert dabei jeweils die Gesamtzahl aller Brennstoffzellen-Patentanmeldungen aus dem jeweiligen Land. Die Animation dokumentiert dabei die Akkumulation der Erfindungen im Zeitverlauf. Über einen Slider kann der Stand bis zu jedem Prioritätsjahr jeweils gezielt angesteuert werden.

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Abbildung 4: Globale Verteilung aller transnationalen Patente zu Brennstoffzellen (basierend auf der Lokalisation der Erfinder). Die Animation zeigt die Akkumulation der Patente in jeder Nation über die Zeit.

Akteure: Top-Anmelder von Brennstoffzell-Patenten

Abbildung 5: Aktivste Anmelder von transnationalen Brennstoffzell-Patenten nach diversen Kriterien.
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Abbildung 5: Aktivste Anmelder von transnationalen Brennstoffzell-Patenten nach diversen Kriterien.

In der Regel treten Institutionen als Anmelder von Patenten auf. Ein Grund dafür ist die Inanspruchnahme der Verwertung einer im Dienst aufgetretenen Erfindung durch den Arbeitgeber (typischerweise detailliert durch die nationale Gesetzgebung geregelt). Pragmatisch sind die Anmeldung und vor allem die Aufrechterhaltung des Patentenschutzes (gerade in transnationalen Fällen) mit erheblichen hohen Kosten verbunden, die in der Regel von einem institutionalisierten Anmelder getragen werden. Insofern sind Patentdatenbanken gut zur statistischen Auswertung von Patentmengen (wie jene in Abbildung 1) nach anmeldenden Institutionen geeignet. 

Konkret zeigt Abbildung 5 die aktivsten Anmelder von transnationalen Patenten im Brennstoffzellsektor. Die ausgewiesene Rangfolge wird dabei bestimmt nach Anzahl aller Patentanmeldungen der Institution im Brennstoffzell-Kontext. Für jeden gezeigten Anmelder wird zudem jeweils die Zahl der Patente ausgewiesen, die wir explizit einer Technologie-Kategorie zuordnen können. Explizit wurden in Abbildung 5 jeweils die Top-10 bzgl. der Gesamtzahl, aber innerhalb einer jeden Technologie-Kategorie (Felder jeweils farblich hinterlegt), sowie alle europäischen Akteure unter den Top-30 (Flagge blau hinterlegt) aufgenommen.

Es ist klar zu erkennen, dass Automobilhersteller das Ranking dominieren. Japanische Anbieter treten dabei besonders hervor, was eine starke Präferenz für die Brennstoffzelle als automobile Antriebsoption in dem Land bezeugt. Daneben haben einige große Forschungseinrichtungen (z. B. CEA, FZJ, CNRS) Eingang ins Ranking gefunden, sowie großen Technologiekonzerne auch ohne expliziten Automobilbezug (z. B. Matsushita, Siemens, Samsung). All diese Akteure treten tendenziell als Generalisten auf, sowohl in Bezug auf die Art der Brennstoffzell-Technologie (durchweg hohe Werte) als auch im Aufbau extrem großer Patentportfolios (siehe unten). 

Aber das Ranking enthält auch wenige Spezialanbieter, die sich augenscheinlich auf die Polymerelektrolyt- (UTC Power, Intelligent Energy, 3M) bzw. Hochtemperatur-Technologie (Kyocera, NGK Insulators, Fuelcell Energy) konzentrieren. Es handelt sich dabei teils um kleinere Firmen, denen Brennstoffzellen besonders am Herzen liegen (teils als Namensbestandteil), aber auch um Materialhersteller und Zulieferer, die ggf. eine relevante Komponente entwickeln. 

Akteure: Spezialanbieter

Vermutlich leisten die oben genannten Spezialanbieter einen enormen Beitrag zur Innovation im Brennstoffzellsektor, allerdings hebt die in Abbildung 5 gezeigte Statistik solche Firmen allenfalls sporadisch hervor. Bei einer rein mengenmäßigen Analyse der Patentdaten (wie in Abbildung 5 gezeigt) werden sie wahrscheinlich nicht auf vorderen Rängen landen. Dafür lassen sich zahlreiche Ursachen finden. Häufig handelt es sich um relativ junge Unternehmen (Start-Ups, Spin-Offs von Forschungseinrichtungen etc.), die dann zwar meist technologiegetrieben, aber eben auch noch relativ klein sind. Sie verfügen also tendenziell über eine geringe Zahl von Patenten, die aber potentiell zentrale technische Aspekte abdecken und somit als besonders relevant einzustufen wären. Im Gegensatz dazu sammeln große multinationale Unternehmen oft systematisch erhebliche Patent-Portfolios an, ohne dass im Einzelfall immer das unmittelbare Anwendungsinteresse zwingend direkt im Vordergrund steht. Eine genaue inhaltliche Prüfung und Bewertung aller potentiell relevanten Patente hinsichtlich ihrer spezifischen Relevanz ist jedoch höchst aufwändig und impraktikabel (tiefes Expertenwissen erforderlich, Verschleierung der technischen Inhalte durch rechtlichen Charakter der Patenttexte). 

Als praktikable Alternative entwickelt das Fraunhofer ISI durchdachter Strategien zur präferentiellen Identifikation von Spezialanbietern anhand von Patentdaten. Für jeden einschlägigen Anmelder können wir systematisch in Patentdatenbanken u. a. folgende Größen abfragen: 

  • ns: Anzahl spezifischer Patente, also z. B. zu Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle
  • nk: Anzahl der Patente im Kontext (von Brennstoffzellen allgemein) 
  • na: Anzahl aller Patentanmeldungen der Entität (ohne inhaltliche Filter) 

Spezialanbietern unterstellen wir eine gewisse Fokussierung auf genau die untersuchte Technologie (im Beispiel als Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen), die wir als Verhältnis n/na ausdrücken und berechnen können. Eine direkte Verwendung dieser Fokussierung als Auswahlkriterium für Spezialanbieter erweist sich allerdings nicht als zielführend. Bei einer solchen Statistik werden sporadische Anmelder mit einem einzigen einschlägigen Patent (oder ggf. sehr wenigen) stark bevorzugt. Dabei handelt es sich dann oft um Privatpersonen, die sich eine Idee individuell schützen lassen, aber in der Regel nicht über die Mittel für deren Kommerzialisierung verfügen. Als Alternative entwickeln wir ein Scoring, welches gezielt Patentprofile von Spezialanbietern, also kleinen Unternehmen mit nur wenigen, tendenziell aber besonders relevanten Patenten hervorhebt. Ziel ist dabei vor allem eine gewisse Balance zwischen Quantität und Fokussierung herzustellen. 

Spezialisten: Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle

Abbildung 6: Spezialanbieter im Kontext von Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen auf Basis transnationaler Patentanmeldungen. Gezeigt werden sowohl die Top-10 im globalen Vergleich als auch die Top-10 der Anmelder auch Europa je nach erreichten Scoring-Wert also auch die Top-3 gemäß Anzahl von Brennstoffzell-Patenten allgemein (als Vergleich).
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Abbildung 6: Spezialanbieter im Kontext von Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen auf Basis transnationaler Patentanmeldungen. Gezeigt werden sowohl die Top-10 im globalen Vergleich als auch die Top-10 der Anmelder auch Europa je nach erreichten Scoring-Wert also auch die Top-3 gemäß Anzahl von Brennstoffzell-Patenten allgemein (als Vergleich).

Konkret berechnen wir unter Berücksichtigung der oben genannten Größen und bestimmten Schwellwerten jeden relevanten Anmelder transnationaler Patente einen Scoring-Wert. Das Verfahren zur Berechnung (insb. die Auswahl zielführender Parameter) entwickeln wir laufend weiter. Der Höhe eines individuellen Scoring-Werts hat dabei keinerlei inhaltliche Aussagekraft. Er dient ausschließlich als ein Maß, das eine Rangfolge unter den Anmeldern herstellt, welches typische Spezialanbieter hervorhebt. Abbildung 6 zeigt das Ergebnis des Scorings für Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen. 

Im Detail weist Abbildung 6 die erzielten Scoring-Werte ausgewählter Anmelder von transnationalen Patenten zu Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen aus: Enthalten sind sowohl die zehn höchstplatzierten Anmelder im globalen Vergleich, als auch die zehn höchstplatzierten Anmelder aus Europa (blau hinterlegte Flagge), sowie die Top-3 bzgl. Anzahl allgemeiner Brennstoffzell-Patente (grün hinterlegt, vgl. Abbildung 5) als Vergleichsgröße

Zielgemäß rangieren Spezialisten aus Abbildung 4 (UTC Power, Intelligent Energy) auf den Spitzenpositionen, ebenso wie andere einschlägig bekannte Akteure (z. B. Ballard Power) mit vergleichbaren Patentprofilen. Großkonzerne treten indirekt auf, falls sie einschlägige Tochterfirmen gegründet haben (z. B. Johnson Matthey, BASF). Vor allem werden auch Anbieter mit kleinen, aber sehr spezifischem IP-Portfolio hervorgehoben (z. B. FuMa Tech, Powercell). Hier gilt zu berücksichtigen, dass die Zuordnung der Patente auf Basis der Daten bei Antragstellung erfolgt. Eigentumsverhältnisse (z. B. Mutter-/Tochterfirmen) und deren Änderung (Umbenennung, Übernahmen, Fusionen) können dabei nicht systematisch berücksichtigt werden. In Abbildung 4 finden sich z. B. zwei Einträge von BASF-Töchtern (auf Rang 8 und 12), die auf eine Namensänderung zurückzuführen ist, derweil das operative Geschäft von UTC Power (Rang 1) nach Übernahme und Insolvenz inzwischen längst in Doosan Fuel Cell America aufgegangen ist.

Im Vergleich zu ausgewiesen Spezialanbietern erreichen Großkonzerne (wie Toyota, Nissan, Matsushita) aufgrund ihrer breiter gestreuten Patent-Pools in diesem Ranking weniger hohe Platzierungen. Natürlich schmälert dies keinesfalls deren Relevanz als Akteure am Markt für Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen. Das Scoring in Abbildung 6 stellt an sich keinerlei Wertung dar, sondern dient ausschließlich der schnellen Identifikation von Akteuren, die vermutlich mit dem Profil eines Spezialanbieters am Markt aktiv sind. Somit ist es als Ergänzung zu der in Abbildung 5 gezeigten absoluten Auswertung zu sehen.

Spezialisten: Hochtemperaturbrennstoffzelle

Abbildung 7: Spezialanbieter im Kontext von Hochtemperatur-Brennstoffzellen auf Basis transnationaler Patentanmeldungen. Gezeigt werden sowohl die Top-10 im globalen Vergleich als auch die Top-10 der Anmelder auch Europa je nach erreichten Scoring-Wert also auch die Top-3 gemäß Anzahl von Brennstoffzell-Patenten allgemein (als Vergleich).
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Abbildung 7: Spezialanbieter im Kontext von Hochtemperatur-Brennstoffzellen auf Basis transnationaler Patentanmeldungen. Gezeigt werden sowohl die Top-10 im globalen Vergleich als auch die Top-10 der Anmelder auch Europa je nach erreichten Scoring-Wert also auch die Top-3 gemäß Anzahl von Brennstoffzell-Patenten allgemein (als Vergleich).

In Analogie zum Abbildung 6 verwenden wir das gleiche Scoring-Verfahren zur Identifikation potentieller Spezialanbieter für Hochtemperatur-Brennstoffzellen. Im Detail weist Abbildung 7 die erzielten Scoring-Werte ausgewählter Anmelder von transnationalen Patenten zu Hochtemperatur-Brennstoffzellen aus: Enthalten sind sowohl die zehn höchstplatzierten Anmelder im globalen Bereich als auch die zehn höchstplatzierten Anmelder aus Europa (blau hinterlegte Flagge), sowie die Top-3 bzgl. Anzahl von Brennstoffzell-Patenten (grün hinterlegt, vgl. Abbildung 5) zum Vergleich. 

Auch hier landet die schon in Abbildung 5 identifizierte Firma Fuelcell Energy in einer Spitzenposition, die in Abbildung 7 mit Bloom Energy nur von einer einzigen Firma mit nahezu vergleichbarem Profil übertroffen wird. Letztere verfügt über annähernd gleich viele einschlägige Patente, weist aber eine noch etwas größere Fokussierung auf Hochtemperatur-Brennstoffzellen auf. Dagegen erscheinen die Firmen Kyocera und NGK Insulators auf Basis des Scorings nicht unter den Top-10, da sie über vielfältige Patente abseits von Brennstoffzell-Technologie verfügen. Darüber hinaus zeigt Abbildung 7 noch zahlreiche weitere Spezialanbieter von Hochtemperatur-Brennstoffzellen (Ceres, Convion, Topsoe etc.). Natürlich können ggf. auch anders fokussierte Unternehmen relativ hohe Werte erzielen, wenn sie insgesamt ein entsprechendes Patent-Portfolio aufweisen (UTC Power, Intelligent Energy).

Zahlreiche Marktstudien befassen sich mit dem Themenbereich Wasserstoff, insbesondere mit dessen Erzeugung und Nutzung. Dabei widmen sich etliche Studien dem Brennstoffzellen-Markt als Schlüsseltechnologie für die Wasserstoffwirtschaft, welche die Grundlage für unsere nachstehende Analyse bilden. Der Zugang zu kommerziellen Marktstudien ist in der Regel kostenintensiv, was insbesondere Möglichkeiten für vergleichende Analysen einschränkt. Viele Marktstudienanbieter stellen allerdings zu Werbezwecken begrenzte Informationen kostenlos zur Verfügung. Diese öffentlich zugänglichen Informationen umfassen in der Regel aggregierte Daten zum Marktvolumen, Prognosen für Wachstumsraten sowie die Nennung von Unternehmen, die in der vollständigen Studie ausführlich behandelt werden. Wir haben relevante Prognosedaten von 26 Marktstudien aus den Jahren 2022 und 2023 zum Thema Brennstoffzellen-Markt gesammelt, um die folgende Meta-Analyse durchzuführen (Stand Mai 2023).

Abbildung 1: Umsatzprognosen verschiedener Marktstudienanbieter für den globalen Brennstoffzellen-Markt. Die Umsatzzahlen und Wachstumsraten unterschiedlicher Anbieter weichen stark voneinander ab.
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Abbildung 1: Umsatzprognosen verschiedener Marktstudienanbieter für den globalen Brennstoffzellen-Markt. Die Umsatzzahlen und Wachstumsraten unterschiedlicher Anbieter weichen stark voneinander ab.
Abbildung 2: Zusammenfassung der Umsatzprognosen für den globalen Brennstoffzell-Markt aus verschiedenen Marktstudien, die zu einem maximalen (Median aus den drei höchsten Prognosen), minimalen (Median aus den drei niedrigsten Prognosen), und durchschnittlichen (Median aller Prognosen) Szenario führen.
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Abbildung 2: Zusammenfassung der Umsatzprognosen für den globalen Brennstoffzell-Markt aus verschiedenen Marktstudien, die zu einem maximalen (Median aus den drei höchsten Prognosen), minimalen (Median aus den drei niedrigsten Prognosen), und durchschnittlichen (Median aller Prognosen) Szenario führen.

Die Vorhersagen für den globalen Brennstoffzellen-Markt weisen eine enorme Spannbreite auf (Abbildung 1). Jährliche Wachstumsraten (CAGR = compound annual growth rate) werden auf zwischen 10 und 41 Prozent prognostiziert, wobei über 70 Prozent aller Studien von einem mittleren Wachstum zwischen 15 und 30 Prozent ausgehen. Der jährliche globale Umsatz lag im Jahr 2022 laut Studien zwischen 300 Mio. US$ und 18 Mrd. US$ (Median aller Studien bei ca. 5,2 Milliarden US$). Diese enorme Spannweite an Schätzungen der Marktgröße spiegelt wider, dass es sich um einen neuaufkommenden Markt handelt, in dem große Unsicherheiten bezüglich der tatsächliche Marktgröße bestehen. Während bei etablierten Märkten häufig genaue Zahlen vorliegen, sind neue Märkte dagegen deutlich intransparenter und Abschätzungen der Marktgröße hängen stark von der verwendeten Methodik ab. Diese scheint sich bei den verglichenen Marktstudienanbietern deutlich zu unterscheiden.

Die Spannweite an prognostizierten Wachstumsraten, gekoppelt mit der großen Spannweite von vergangenen und aktuellen globalen Umsatzzahlen, führt zu drastisch unterschiedlichen Szenarien für die zukünftige Entwicklung der Marktgröße. Für das Jahr 2030 werden jährliche Umsatzzahlen zwischen knapp 2 Mrd. US$ und 87 Mrd. US$ prognostiziert (Median von 27 Mrd. US$, Abbildung 2). Wir führen die großen Unterschiede zwischen den Prognosen auf die bereits oben genannte Unausgereiftheit des Brennstoffzellenmarktes und die hohe Dynamik der Energiewende zurück. Wasserstoff wird im nachhaltigen Energiesystem der Zukunft sicher eine wichtige Rolle spielen, allerdings bestehen weiterhin große Unsicherheiten hinsichtlich (a) der Intensität künftiger Wasserstoffnutzung (im Vergleich zu anderen Energieträgern oder Speichertechnologien) und (b) der Geschwindigkeit der Transformation. Unserer Meinung nach wird die Marktentwicklung in naher Zukunft stark von öffentlichen Mitteln und großen Initiativen abhängen. Daher sind die Prognosen mit großen Unsicherheiten behaftet und bieten nur eine grobe Einschätzung der kommenden Marktentwicklungen.

Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren weitere Marktstudien zu dem Thema erscheinen werden, da das Interesse an Wasserstofftechnologien im Zuge der Energiewende weiter an Fahrt aufnehmen wird. Trotzdem werden Prognosen dieser Studien wahrscheinlich noch einige Jahre stark voneinander abweichen, da die Entwicklung des Marktes noch maßgeblich von externen Faktoren (wie z. B. öffentlich Förderung, CO2-Regularien, Strategien großer Unternehmen usw.) abhängen wird. Längerfristig, wenn sich der Markt zunehmend etabliert, erwarten wir, dass sich die Prognosen langsam annähern und extreme Einschätzungen der Marktgröße seltener werden.

Brennstoffzellen-Technologien

Häufig werden in Marktstudien die unterschiedlichen Arten von Brennstoffzellen-Technologien genannt: (a) Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen, (b) Hochtemperatur-Brennstoffzellen (in der Regel unterteilt in Schmelzkarbonat-Brennstoffzelle, Festoxid-Brennstoffzelle, Phosphorsäure-Brennstoffzelle) und (c) andere Brennstoffzellen-Technologien. Auch wenn nur wenige Marktstudien konkrete Zahlen nennen, stimmen die Marktstudien darin überein, dass Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen mit einem Marktanteil von über 60 Prozent die dominierende Technologie sind. Gefolgt von Hochtemperatur-Brennstoffzellen mit einem Marktanteil zwischen 35 und 40 Prozent. Andere Brennstoffzellen-Technologien spielen nur eine untergeordnete Rolle.

 

Industrielle Akteure

Die meisten Marktstudienanbieter nennen in der Vorschau ihrer Studie Unternehmen, die auf dem Brennstoffzellen-Markt tätig sind. Die Analyse der in den 35 Studien genannten Unternehmen führt zu einer Rangfolge der genannten Firmennamen (Tabelle 1). Bei dieser Analyse handelt es sich nicht um eine Bewertung, welches Unternehmen führend oder in der Branche am aktivsten ist, sondern soll einen Eindruck vermitteln, welche Unternehmen von Marktanalysten als relevant angesehen und entsprechend in ihren Markstudien genannt werden.

Tabelle 1: Unternehmen die mindestens in fünf Marktstudien genannt wurde, deren Herkunftsländer und die Anzahl der Nennungen in den Marktstudien.
© Fraunhofer ISI
Tabelle 1: Unternehmen die mindestens in fünf Marktstudien genannt wurde, deren Herkunftsländer und die Anzahl der Nennungen in den Marktstudien.

Im Unterschied zur Aktivität von Unternehmen bei der transnationalen Patentierung von Technologie, drückt Tabelle 1 die Wahrnehmung ihrer Aktivität am Markt für Brennstoffzellen aus. Überraschend ist dennoch, dass die Top-3 Patentanmelder Toyota, Matsushita und Nissan in keiner einzigen der Marktstudien genannt werden (was nicht unbedingt für die Methodik der Marktstudienanbieter spricht). Dagegen sind die am häufigsten genannten Unternehmen börsenorientierte Unternehmen mit viel Medienpräsenz. Auch dies spricht dafür, dass diese Liste eher die Wahrnehmung, statt die eigentliche Aktivität darstellt.

Analysiert man die Herkunft der häufig genannten Unternehmen, so stellt man fest, dass die meist genannten Unternehmen aus den USA (14) und Japan (10) kommen, gefolgt vom dem Vereinigten Königreich (6), Deutschland (5) und China (4). Darüber hinaus sind aber Unternehmen aus zahlreichen anderen Ländern vertreten, wie z. B. Kanada (3), Frankreich (3), Südkorea (3) und Schweden (2).

Anwendungsbereiche für Brennstoffzellen

Abbildung 3: Marktanteile der globalen Umsatzes von Brennstoffzellen nach Anwendungsgebiet.
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Abbildung 3: Marktanteile der globalen Umsatzes von Brennstoffzellen nach Anwendungsgebiet.

Über den Brennstoffzellen-Gesamtmarkt hinaus, gibt es auch zahlreiche Marktstudien die sich mit Submärkten für Brennstoffzellen beschäftigen. Aus zehn Marktstudien zum Thema stationärer Brennstoffzellen und neun Marktstudien zum Thema Brennstoffzellenfahrzeuge konnten wir den Anwendungsbereichen "Stationär" und "Transport" Marktanteile zuordnen (Abbildung 3)1. Während der stationäre Markt aktuell dominiert, wird der Transportmarkt laut den Prognosen bis zum Jahr 2030 kontinuierlich zunehmen und 2030 über 50 Prozent erreichen.

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[1] Unter Verwendung der Median-Werte der Umsatzprognosen der verschiedenen Marktstudien und unter der Annahme, dass die Brennstoffzellen in Brennstoffzellenfahrzeugen im Jahr 2020 einen durchschnittlichen Kostenanteil von 40 Prozent betrugen, der sich gleichmäßig bis zum Jahr 2035 auf 20 Prozent verringert. Diese Annahme ist hochspekulativ und hängt sehr stark von den produzierten Stückzahlen, der Fahrzeugart, sowie vom Herstellungsland und den dortigen Kosten ab. (https://www2.deloitte.com/content/dam/Deloitte/cn/Documents/finance/deloitte-cn-fueling-the-future-of-mobility-en-200101.pdf; https://hydrogencouncil.com/wp-content/uploads/2020/01/Path-to-Hydrogen-Competitiveness_Full-Study-1.pdf)

Die industrielle Skalierung der Produktion ist ein kritischer Schritt hin zur breiten Diffusion neuer Technologien. Die Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle gilt als eine nachhaltige Antriebsoption im Verkehrssektor, besonders für den straßengebundenen Schwerlastverkehr. Deshalb bringen sich weltweit viele Firmen in Position, um die erwartete Nachfrage bedienen zu können. Parallel zu intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit werden neue Produktionskapazitäten für Brennstoffzellen, -systeme und -komponenten aufgebaut bzw. bestehende Kapazitäten erweitert. Wir verfolgen die Dynamik industrieller Investitionen durch den Aufbau einer Datenbank, in der Ankündigungen zum Aufbau von Produktionskapazitäten in diesem Feld gesammelt werden. Als Quellen verwenden wir öffentlich zugänglich Informationen wie Pressemitteillungen und Nachrichtenbeiträge ebenso wie kommerzielle Marktdatenbanken. Im Folgenden erfolgt eine Analyse der angekündigten Investitionen in Produktionskapazitäten für PEM-Brennstoffzellsysteme.

 

Aufbau der Investitionsdatenbank

Zu jeder angekündigten Investition erfassen wir nach Möglichkeit die geplante Produktionskapazität, den finanziellen Umfang, den angestrebten Fertigstellungszeitpunkt und die Lokation. Die heterogene Natur der Ausgangsdaten nach Skalierung (von Pilotlinien bis zur Massenfertigung), Spezifikation der Produktionskapazitäten (Stückzahlen von Brennstoffzellen, Stacks oder Brennstoffzellensysteme) und Vollständigkeit der Angaben (oft nur Investitionssumme oder nur Kapazität genannt) erschwert die Analyse der Daten zusätzlich. Insgesamt sind bislang nur relativ eingeschränkte Daten (Abbildung 1) verfügbar, da der Hochlauf der Produktion gerade erst beginnt.

Abbildung 1: Überblick über die Ankündigungen in der Datenbank, die mit konkreten jährlichen Produktionskapazitäten für Brennstoffzellsysteme hinterlegt sind. Die meisten präsentierten Ankündigungen stammen aus dem asiatischen Raum.
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Abbildung 1: Überblick über die Ankündigungen in der Datenbank, die mit konkreten jährlichen Produktionskapazitäten für Brennstoffzellsysteme hinterlegt sind. Die meisten präsentierten Ankündigungen stammen aus dem asiatischen Raum.

Im Sinne einer kohärenten Analyse berücksichtigt Abbildung 1ausschließlich Ankündigungen zum Aufbau von Produktionskapazitäten auf Ebene von Brennstoffzellsystemen, da in dieser Kategorie noch die beste Datenlage vorliegt. Darauf basieren unsere nachfolgenden Analysen, die entsprechend folgenden Einschränkungen unterliegen: (a) Ankündigungen zur Produktion Zellebene bleiben unberücksichtigt, falls keine Aussagen zur Weiterverarbeitung in Stacks, Module und Systeme vorliegen (d. h. wir unterstellen eine Zulieferfunktion); (b) zahlreiche bekannte Hersteller von Brennstoffzellen und -systemen geben bislang keine konkreten Ankündigungen zum Ausbau der Produktionskapazitäten heraus (d. h. wir rechnen ggf. mit einer erheblichen Dunkelziffer); (c) vor Berücksichtigung prüfen wir Ankündigungen grob auf Plausibilität und Seriosität der Quelle (dennoch ist natürlich mit Planänderungen und Verzögerungen zu rechnen.

Insgesamt gehen wir jedoch von einer relativ belastbaren Qualität der gezeigten Daten aus und rechnen mit einer kontinuierlichen Verbesserung der Datenqualität in den kommenden Jahren. Konkret differenziert Abbildung 1 auch nach angekündigten Anwendungsfeldern der zu produzierenden Polymerelektrolytmembran-Brennstoffzellensystemen (auch wenn das in vielen Fällen offen-bleibt, 'unclear'). Ankündigungen ohne Angaben eines avisierten Produktionsbeginns sind am rechten Rand markiert. Zur besseren Abbildung der Dynamik aggregieren wir implizierte jährliche Produktionskapazität für Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen auf Zellebene (Abbildung 2).

Integration von Brennstoffzellen

Abbildung 2: Die Anzahl der PEM-Brennstoffzellen, die jährlich in den künftigen Produktionsstätten für Brennstoffzellsysteme integriert werden könnten (entsprechend der angekündigten Produktionskapazitäten).
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Abbildung 2: Die Anzahl der PEM-Brennstoffzellen, die jährlich in den künftigen Produktionsstätten für Brennstoffzellsysteme integriert werden könnten (entsprechend der angekündigten Produktionskapazitäten).

Abbildung 2 gibt einen groben Einblick in den bevorstehenden Produktionshochlauf für Brennstoffzellen. Gemäß der o.g. Einschränkungen der Datenlage und konservativen Analyseansätzen ist diese tendenziell eher als unteres Limit für die künftige Entwicklung anzusehen. In der laufenden Dekade sollte bereits nach heutigem Stand mit einer globalen Produktionskapazität von etwa 300 Millionen Polymerelektrolytmembran-Brennstoffzellen pro Jahr zu rechnen sein. Diese stehen primär zur Integration in Mobilitätslösungen zur Verfügung. Im Rahmen der Analyse gehen wir von einem durchschnittlichen Einbau von 400 Brennstoffzellen in ein System für einen PKW-Antrieb bzw. von 1200 Brennstoffzellen in einen LKW-System aus. Bei der Mehrheit der Ankündigungen, die den Charakter des Zielsystems offenlassen, verwenden wir dabei als konservative Annahme ebenfalls 400 Brennstoffzellen pro System. Der tatsächliche Wert wird also vermutlich deutlich höher liegen.

Globale Investitionen in Produktionskapazitäten

Abbildung 3: Investitionen in US-Dollar zum Aufbau der Produktionskapazitäten für PEM-Brennstoffzellsysteme, angegeben für die Produktionsstandorte und gemäß deren Produktionskapazitäten.
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Abbildung 3: Investitionen in US-Dollar zum Aufbau der Produktionskapazitäten für PEM-Brennstoffzellsysteme, angegeben für die Produktionsstandorte und gemäß deren Produktionskapazitäten.

Abbildung 3 setzt die angekündigten Investitionskosten für Brennstoffzellfabriken in Relation zur jeweiligen Produktionskapazität (für alle Ankündigungen mit hinreichenden Angaben). Während viele der angekündigten Produktionsstandorte mit Kapazitäten von kleiner als 15 000 Systemen planen, gibt es auch Ankündigungen mit bis zu 100 000 Brennstoffzellsystemen jährlich. Auch mit der limitierten Anzahl Datenpunkte ist ein Skalierungseffekt zu beobachten – so kosten die kleineren Produktionsstandorte ungefähr 15 Millionen US-Dollar pro 1000 produzierte Brennstoffzellsysteme, während für größere Fabriken nur etwa 60 Prozent dieser Investitionskosten veranschlagt werden. Nach aktuellem Datenstand ist diese Analyse natürlich noch mit erheblichen Unabwägbarkeiten behaftet. So geht aus den wenigsten Ankündigungen hervor, inwiefern die geplanten Produktionsstandorte die Herstellung von Vorprodukten und Systemkomponenten inkludieren (oder ob auf externe Lieferketten zurückgegriffen werden soll). Trotz aller Einschränkungen nutzen wir die in Abbildung 3 gezeigte Relation, um finanzielle Investitionsvolumina für Ankündigungen ohne derer direkten Ausweis abzuschätzen (Abbildung 4).

Abbildung 4: Abgeschätzte Investitionsmenge in die angekündigten Produktionsstätten für PEM-Brennstoffzellsysteme bis 2030 nach Ursprungsland der Firma.
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Abbildung 4: Abgeschätzte Investitionsmenge in die angekündigten Produktionsstätten für PEM-Brennstoffzellsysteme bis 2030 nach Ursprungsland der Firma.

Abbildung 4 zeigt die in unserer Datenbank aktuell direkt und indirekt erfassten Investitionen in die Produktion von Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen und deren Integration in Antriebssysteme. Demnach plant die entstehende Industrie noch in der laufenden Dekade mindestens 14,7 Milliarden US-Dollar in die Produktion von solchen Brennstoffzellsystemen zu investieren. Wir können dabei für die erfassten Ankündigungen den Produktionsstandort differenzieren und dabei ein hohes Engagement chinesischen Firmen erkennen. Mit Abstand folgt Deutschland nach Frankreich und Korea auf dem vierten Rang, also noch vor den US-amerikanischen Firmen. Allerdings ist bei der Betrachtung dieser Darstellung die Unvollständigkeit der Datenlage im Allgemeinen genauso zu berücksichtigen, wie auch kulturelle und strategische Unterschiede bzgl. der Veröffentlichung solcher Ausbaupläne. So sind einige etablierte Hersteller in Deutschland hier gar nicht erfasst, da uns von diesen keine konkreten öffentlichen Ankündigungen bekannt sind.

Projektkontext

Diese Webseite ist ein Beitrag des Fraunhofer ISI zum H2GO-Konsortium, in dem zahlreiche Institute der Fraunhofer-Gesellschaft für angewandte Forschung mit Förderung vom BMDV und Unterstützung durch NOW und PTJ ihre Kompetenzen zur industriellen Skalierung von Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen bündeln. Auch insgesamt betrachtet Fraunhofer Wasserstofftechnologien als ein Strategisches Forschungsfeld, auf dessen Webseite weitere Informationen gebündelt dargestellt werden.

Laufzeit

05/2022 –11/2025

Auftraggeber

Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV)

Projektteam Fraunhofer ISI

Wir danken Julius Dannhof, Paul Städter, Teodora Stamenova, Dominic Stastny und Lorenzo Wormer für die tatkräftige Unterstützung bei der Erstellung dieser Webseite.