Studie zur Evaluierung von Innovationen im Gesundheitswesen
Die Leistungsfähigkeit und Effizienz des deutschen Gesundheitswesens, seiner Strukturen, Finanzierungs- und Steuerungsinstrumente, aber auch die Güte seiner gesundheitsbezogenen Ergebnisse werden immer wieder in Frage gestellt. Gleichzeitig steht das Gesundheitswesen vor enormen Herausforderungen, die in Zukunft zu bewältigen sind, sei es der demographische Wandel, die allgemeine Zunahme chronischer und psychischer Krankheiten, die Finanzierbarkeit oder der Fachkräftemangel. Entsprechend streiten verschiedenste Akteure aus Politik, Medizin, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft seit Jahren mit zum Teil bemerkenswerter Vehemenz über die Zukunftsfähigkeit und Reformbedürftigkeit des Gesundheitswesens. Dabei lässt sich insgesamt feststellen, dass das deutsche Gesundheitswesen von Interessenkämpfen, Verteilungskonflikten und ideologisierten Debatten geprägt ist und diese Kultur des Gegeneinanders mit Blick auf neue Praktiken, Organisationsformen, Regulierungen und Systemstrukturen ein Innovationshemmnis darstellt. Dies liegt nicht zuletzt an den unterschiedlichen Zielen, die die einzelnen Akteure verfolgen und die zum Teil in deutlichem Widerspruch zueinander stehen.
Auf einer übergeordneten Ebene ist die Anzahl der bestehenden Akteursziele freilich begrenzt. In einer 2013 abgeschlossenen Studie für die Hans-Böckler-Stiftung wurden zwölf solcher übergeordneter, untereinander nicht weiter subsumierbarer Ziele für das deutsche Gesundheitswesen identifiziert. Wenn nun, so lässt sich aus Innovationssystemperspektive vermuten, diese übergeordneten Ziele in den Strategien und Aktivitäten der Akteure im Gesundheitswesen insgesamt mehr Berücksichtigung fänden, könnten Innovationspotenziale besser erschlossen und Konflikte leichter vermieden werden. Wenn zum Beispiel jede Innovation im Gesundheitswesen vor ihrer Einführung daraufhin abgeklopft werden würde, ob sie auch möglichst keinem der zwölf Ziele entgegensteht, dann würde dies ihr Konfliktpotenzial senken und damit zugleich die Chancen ihrer erfolgreichen Durchsetzung und Verbreitung erhöhen.
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der hier skizzierten neuen Studie, auf Basis solcher übergeordneten Ziele ein indikatorengestütztes Evaluationstool zu erarbeiten, mit dessen Hilfe einzelne Innovationen bzw. Strategien, Aktivitäten oder Projekte von Akteuren im Gesundheitswesen daraufhin geprüft werden können, inwieweit sie zur Erreichung der übergeordneten Ziele und damit zu einer positiven Gesamtentwicklung des Gesundheitswesens beitragen. Im Fokus stehen dabei in erster Linie soziale Innovationen wie neue Praktiken, Organisationsformen, Regulierungen oder Systemstrukturen.
Im Ergebnis wurde ein Zielfokussiertes Evaluationstool für Innovationen im Gesundheitswesen (ZEIG) entwickelt. Das Tool und die Studie sind hier veröffentlicht. Zudem steht das Tool online unter www.zeig-analyse.de zur Anwendung bereit.