Die Herausforderungen für Verbraucher:innen beim Konsum haben sich durch die Digitalisierung in den letzten Jahrzehnten grundlegend geändert. Der digitale Handel dominiert zunehmend den Verbraucheralltag, und die Unterscheidung zwischen werblicher und neutraler Information wird durch neue digitale Marketingformen immer schwieriger zu erkennen. Im Rahmen der Covid19-Pandemie beschleunigte sich diese Entwicklung durch die Zunahme des Onlinehandels und des Konsums sozialer Medien noch weiter.
Doch diese Herausforderungen betreffen nicht alle Verbraucher:innen in gleichem Maße: Jugendliche stellen im digitalen Raum eine besonders exponierte und vulnerable Zielgruppe dar. Dies liegt zum einen an ihrem hohen Konsum sozialer Medien und ihrer expansiv steigenden Kaufkraft, zum anderen aber auch an ihrer gering ausgeprägten Werbekompetenz und der Anfälligkeit im Rahmen sozialer Entwicklungsschritte und -prozesse. Denn Jugendliche streben intensiv den Aufbau sozialer Bindungen mit Gleichaltrigen an. Soziale Medien helfen, diese Aufgabe effektiv anzugehen. Doch in der Konsequenz sind sie im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen einer größeren sozialen Beeinflussung in sozialen Medien durch sogenannte »Influencer:innen« ausgesetzt.
Influencer:innen dienen auf Social Media Plattformen wie Tiktok oder Instagram als Vorbilder und leben indirekt vor, was man anzieht, isst und trinkt oder wie man sich verhält, um sozialen Anschluss zu erhalten. Sie geben somit entgeltlich oder unentgeltlich über soziale Normen vor, welche Produkte konsumiert werden sollen.
Da Jugendliche häufig und intensiv die Inhalte von Influencer:innen konsumieren und sich auch durch deren Inhalte stark in ihrem Konsumverhalten und ihren Wertvorstellungen beeinflussen lassen, ist es Ziel von FAIR, den Einfluss von Influencermarketing auf das Konsumverhalten von Adoleszenten in seiner Gesamtheit besser zu verstehen, da das Phänomen bisher kaum systematisch und nicht quantitativ untersucht ist.
Mit einer interdisziplinären Perspektive und dem Methodenrepertoire aus den Bereichen Konsumentenverhalten, Kinder- und Jugendpsychologie und Resilienzforschung ergänzt das Projekt nicht nur den Kenntnisstand zur Forschung und Praxis, sondern integriert auch – etwa über die Moderator:innen der Schulsozialarbeit – wichtige Stellhebel zur Umsetzung von Resilienzförderung.