Projekt

Wissenschaftliche Publikationen sind einer der wichtigsten Outputs von wissenschaftlichen Einrichtungen. Hierin werden Forschungsergebnisse dokumentiert und zur Diskussion gestellt. Demgegenüber haben Unternehmen an einer solchen Form der öffentlichen Dokumentation und Diskussion ihrer Forschungsergebnisse wenig Interesse. Sie teilen auch die Motive der Wissenschaftseinrichtungen nicht, da sie im Allgemeinen weder ihre (wissenschaftlichen) Ergebnisse offenlegen möchten noch diese in einen kritischen Diskurs einbringen wollen. Dennoch belegen aktuelle Statistiken, dass Unternehmensmitarbeiterinnen und -mitarbeiter eine substanzielle und steigende Zahl von wissenschaftlichen Publikationen veröffentlichen.

In der Literatur wird aktuell diskutiert, dass sich die potenziellen Vorteile von wissenschaftlichen Publikationen für Unternehmen in den letzten Jahren verändert haben. Insbesondere große, etablierte, forschungsstarke Unternehmen, die bisher den größten Teil der Unternehmenspublikationen gestellt haben, zögen sich aus wissenschaftlich orientierten FuE-Aktivitäten zurück. Eine wichtige Frage ist daher, ob junge, technologieorientierte Unternehmen diesen Trend zu geringeren Publikationsaktivitäten von Großunternehmen kompensieren können und inwieweit ein Bedarf besteht, öffentliche Anreize für wissenschaftliche Publikationen von Unternehmen zu setzen, um so den Wissenstransfer mit der Wissenschaft zu befördern.

Obwohl Unternehmen wichtige Beiträge zum Gesamtbestand an wissenschaftlichen Publikationen liefern, sind die Motive, warum Unternehmen publizieren, die Umstände, unter denen solche Publikationen zustande kommen sowie die Auswirkungen der Publikationstätigkeit auf die Unternehmensperformance bisher wenig untersucht worden. Dieses Projekt hat zum Ziel, diese Forschungslücke zu schließen und folgende Fragen zu beantworten:

• Welche Unternehmen – in Hinblick auf Branche, Alter, Größe, Innovationsstrategien etc. – sind bei wissenschaftlichen Publikationen besonders aktiv? Wie hat sich die Zusammensetzung der publizierenden Unternehmen in den letzten Jahren verändert?
  
• Was sind die Motive für Unternehmen, ihre Kenntnisse in Form von wissenschaftlichen Publikationen an die Öffentlichkeit zu bringen? Welche Rolle haben wissenschaftliche Publikationen in der Unternehmensstrategie im Allgemeinen (z.B. im Kontext von Open Innovation) und im speziellen Kontext anderer Schutzrechtsstrategien? Welche Auswirkung hat die freie Verbreitung von Unternehmenswissen auf wirtschaftliche Performance, Innovationserfolg und Unternehmensbewertung? Welche Mechanismen stehen hinter diesen Effekten?
  
• Was sind die Rahmenbedingungen in Unternehmen, unter denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissenschaftliche Publikationen veröffentlichen? Wie werden Publikationsaktivitäten unterstützt bzw. behindert? Welcher Anteil der wissenschaftlichen Publikationen von Unternehmen ist im Kontext einer Zusammenarbeit mit Hochschulen oder Forschungseinrichtungen entstanden? Welcher Anteil der wissenschaftlichen Publikationen von Unternehmen geht auf eine frühere Tätigkeit der publizierenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Wissenschaftseinrichtungen zurück?

Methodisch zielt das Projekt auf eine systematische Identifizierung von wissenschaftlichen Publikationen durch Unternehmen in Deutschland ab. Hierzu werden die Angaben zur institutionellen Zugehörigkeit (Affiliation) von Autoren wissenschaftlicher Publikationen mit einem Datensatz zum Gesamtbestand der Unternehmen in Deutschland abgeglichen, dem Mannheimer Unternehmenspanel (MUP). Um einen internationalen Vergleich zu ermöglichen und die Ergebnisse auf Basis des MUP zu validieren, werden die Daten zusätzlich mit Unternehmensdaten aus den Datenquellen Bisnode/Hoppenstedt und Amadeus/Orbis zusammengeführt.