Projekt

Digitale Geschäftsmodelle: Sind unsere KMU bereit für den Wandel?

Seit einigen Jahren ist ein Trend festzustellen, der sich weg vom klassischen Produkt und hin zu einem Lösungsangebot entwickelt. Neue Geschäftsmodelle, insbesondere auch auf Basis digitaler Systeme, spielen in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle und gewinnen sowohl bei Investitionsgütern, aber insbesondere bei Konsumgütern immer stärker an Bedeutung. Weltweit erfolgreiche Unternehmen wie AirBnB oder Uber zeigen, dass neue digitale Geschäftsmodelle disruptives Potenzial besitzen und ganze Branchen oder Wirtschaftszweige revolutionieren können. In diesem Zusammenhang wird auch vom »Zeitalter der Geschäftsmodellinnovationen« gesprochen oder die These aufgestellt, dass der Wettbewerb der Zukunft nicht zwischen Produkten oder Prozessen, sondern zwischen Geschäftsmodellen stattfinden wird. Die Digitalisierung scheint in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle zu spielen, da IT-Systeme als Träger oder sogar als Auslöser solcher neuer Geschäftsmodelle dienen können.

Da das Angebot digitaler Geschäftsmodelle aber nicht nur den Wandel weg vom Produkt- und hin zum Lösungsgeschäft beinhaltet, sondern gleichzeitig digitale Kompetenzen benötigt, sehen sich insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vor große Herausforderungen gestellt. Kleine und mittlere Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes spielen heute eine herausragende Rolle sowohl im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit einzelner Branchen als auch im gesamtwirtschaftlichen Kontext. Im Bundesdurchschnitt zählt mit rund zwei Millionen die überwiegende Mehrheit (99,3 %) der Unternehmen zu den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU = Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten und weniger als 50 Millionen Jahresumsatz). Gerade in Baden-Württemberg ist das Verarbeitende Gewerbe stark durch mittelständische Strukturen geprägt. Von daher sehen sich insbesondere der Industriestandort Baden-Württemberg und die Metropolregion Stuttgart zwar großen Chancen, aber auch Risiken gegenübergestellt. Denn sollte der Wandel der dort ansässigen Produkthersteller nicht erfolgreich gestaltet werden, besteht die Gefahr, dass Unternehmen aus anderen Regionen oder Branchen die bisher traditionell verkauften Industriegüter mittels innovativer, digitaler Geschäftsmodelle auf neuem Wege wirtschaftlich verwerten und ein Großteil der Wertschöpfung dann nicht mehr in den eigentlichen Industriebetrieben stattfindet. An dieser Problemlage setzt die geplante Studie an.

  1. Darstellung des Entwicklungsstands der KMU/des Mittelstands der Metropolregion Stuttgart beim Angebot Digitaler Geschäftsmodelle, auch im Vergleich zu anderen Regionen bzw. Betrieben.
  2. Identifikation der Chancen und Risiken des betrieblichen Wandels (Zukunftsperspektiven) gegenüber des traditionellen Geschäftsmodells (Produkt & Dienstleistungen) sowie des Vermögens der betrachteten Unternehmen, sich regelmäßig und auf professionelle Weise mit dem Infragestellen und Innovieren des/r eigenen Geschäftsmodells/e auseinanderzusetzen bzw. aktiv innovative oder gar disruptive Geschäftsmodelle zu entwickeln. Hierbei soll die Verknüpfung zur Vorgängerstudie »Industrieller Mittelstand: Spitzenstellung in Gefahr?« hergestellt werden. Diese hat sich primär auf das Innovationsvermögen bzgl. der Weiterentwicklung von Produkten und Dienstleistungen fokussiert. In der nun zu erstellenden Studie werden die Ergebnisse der Vorgängerstudie sowohl in der Analyse als auch hinsichtlich der Handlungsempfehlungen mit betrachtet werden.
  3. Identifikation der Erfolgsfaktoren und von ausgewählten Best-Practice Beispielen, die beim Ausbau des Angebots neuartiger (Digitaler) Geschäftsmodelle existieren.
  4. Identifikation der Schwierigkeiten, Hemmnisse und Bedarfe beim Ausbau des Angebots Digitaler Geschäftsmodelle.
  5. Gestaltung konkreter Handlungsempfehlungen und Maßnahmen für KMU und Politik/Intermediäre, um die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands (auch) über digitale Geschäftsmodelle in der Metropolregion Stuttgart zu sichern/auszubauen.

Breitenempirische Analyse mittels ISI-Umfrage
Ziel: Benchmark der KMU aus der Metropolregion Stuttgart im Vergleich zu anderen Regionen/Betrieben

Quantitative Befragung von Mitgliedsunternehmen der IHK Region Stuttgart
Ziel: Vertiefungsbefragung zum Entwicklungsstand, Schwierigkeiten, Hemmnisse, Bedarfe, Chancen und Risiken des digitalen Wandels, etc.

Qualitative Befragung
Beschreibung und Analyse von ausgewählten Best-Practice-Beispielen und Identifikation von Erfolgsfaktoren

Die KMU der Metropolregion Stuttgart liegen bei der digitalen Innovationsfähigkeit für neue Geschäftsmodelle überwiegend an der Spitze Deutschlands. Damit übernimmt die Metropolregion Stuttgart derzeit eine Führungsrolle bei digitalen Geschäftsmodellen in der deutschen Industrie. Die besondere Stärke ergibt sich daraus, dass produzierende KMU und auch kleine und mittlere Industriedienstleister gleichermaßen eine hohe Innovationsfähigkeit für digitale Geschäftsmodelle aufweisen. Außerdem sind die beiden für die Metropolregion Stuttgart bedeutsamen Branchen des Maschinenbaus und der Elektronik Vorreiter bei digitalen Geschäftsmodellangeboten. Dennoch deuten sich auch strukturelle Fehlentwicklungen an und so werfen einige Analyseergebnisse die Frage auf, ob die starke Industriestruktur der Metropolregion Stuttgart in der jetzigen Form auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben wird.

Publikationen

Laufzeit

8.2016-2.2017

Auftraggeber

Industrie und Handelskammer Region Stuttgart