Der Marktanteil von BEV unter den Neuzulassungen in Europa ist von 2023 auf 2024 minimal um 0,2 Prozentpunkte (relativer Rückgang von 1,5 Prozent) auf knapp 13 Prozent gesunken. Insgesamt wurden 949.000 Exemplare verkauft, was gleichzeitig einen Anstieg der reinen Verkaufszahlen um mehr als drei Prozent darstellt.
In Deutschland zeichnet sich ein Rückgang des Marktanteils um knapp 3,3 Prozentpunkte (relativer Rückgang von knapp 21 Prozent) auf 12,5 Prozent ab. Bei der Anzahl der verkauften Elektrofahrzeuge verzeichnet Deutschland einen Rückgang von über 36.000 Stück bzw. 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aus diesem Verhältnis wird sichtbar, dass auch der Gesamtmarkt etwas schwächelt.
Für Plug-in-Hybride zeigt sich ein anderer Trend. In Europa ist ein leichter Rückgang beim Marktanteil (minus 0,2 Prozentpunkte bzw. 3,2 Prozent) bei gleichzeitiger positiver Entwicklung der Verkaufszahlen (plus 1,8 Prozent) zu verzeichnen. In Deutschland nehmen sowohl Marktanteil (plus 0,5 Prozentpunkte bzw. knapp 9 Prozent) als auch Verkaufszahlen (plus 14 Prozent) zu.
In Bezug auf Europa gibt es starke regionale Disparitäten. In Italien liegen die Marktanteile 2023 und 2024 sowohl für BEV als auch PHEV deutlich unter fünf Prozent und sind im Jahresvergleich mit einem leicht negativen Trend behaftet. In Frankreich steht es um die Elektromobilität deutlich besser. Der Anteil von BEV stieg in dem betrachteten Zeitraum um 1,8 Prozentpunkte auf über 17 Prozent aller Gesamtzulassungen oder 158.000 verkaufte Fahrzeuge. Norwegen ist führend in der Elektromobilität und hat einen BEV-Anteil von über 90 Prozent bei den Neuzulassungen. Auch in Dänemark gibt es große Änderungen. Elektrische Fahrzeuge legten dort im Jahresvergleich über 14 Prozentpunkte auf nun knapp 45 Prozent Marktanteil zu, womit das Land aktuell zu den am stärksten wachsenden Märkten der Elektromobilität gehört.
Betrachtet man den globalen Markt, so kann neben einzelnen Meldungen über Werkschließungen in Europa und Nordamerika ein deutlich positiveres Bild aufgezeigt werden. Insbesondere asiatische Hersteller bauen weltweit Kapazitäten auf. Diese Hersteller sind es auch, die in Europa zusätzliche Fertigungskapazitäten planen (z.B. Dongfeng oder BYD). Ob diese Pläne tatsächlich alle umgesetzt werden, ist fraglich. Nichtsdestotrotz zeigt sich durch sie die klare Bereitschaft, in Elektromobilität zu investieren.
Von einer fundamentalen Abkehr von BEV kann hinsichtlich der aufgezeigten Zahlen nicht gesprochen werden. Ob in Deutschland allein der Wegfall der Kaufprämie für den Rückgang der Verkaufsanteile von BEV verantwortlich ist, kann nicht abschließend festgestellt werden.
Verkaufsziele der Hersteller und politische Anreize
Um ein potenzielles Bild der zukünftigen Entwicklung der Zahlen zu bekommen, können die Elektroauto-Ziele einzelner Hersteller bewertet werden. Politisch steht der Verbrenner zumindest mit fossilen Energieträgern wohl vor dem Aus. Nach aktuellem Plan der EU soll ein Zulassungsverbot neuer Pkw mit Verbrennungsmotoren für fossile Treibstoffe ab 2035 gelten. Unter anderem dadurch motiviert, kommunizieren Hersteller ihren Ausstieg aus der Produktion von Verbrennerfahrzeugen. Beispielsweise plant die BMW Gruppe nach eigener Aussage im Jahr 2030 weltweit den Absatz von mindestens 50 Prozent vollelektrischer Fahrzeuge. Porsche geht hier einen Schritt weiter und spricht von weltweit möglichen 80 Prozent bis 2030. Die 80-Prozent-Marke strebt auch Volkswagen bis 2030 an, allerdings nur für Europa. In den USA und China werden lediglich mehr als 50 Prozent bis 2030 erwartet. Der Hersteller Stellanis will bis 2030 nur noch Elektrofahrzeuge auf dem europäischen Markt anbieten, die einzelnen Hersteller der Gruppe teilweise sogar früher. Audi kündigt an, die Produktion von Verbrennerfahrzeugen bis 2033 einzustellen. Auch Hyundai will bis 2030 insgesamt 16,5 Milliarden Euro in die Elektromobilität stecken und sogar zum Ende des Jahrzehnts zu den Top 3 der Elektroauto-Hersteller gehören. Daneben gibt es auch weitere Volumenhersteller, welche unterschiedlich ambitionierte Ziele hinsichtlich des Transfers hin zur Elektromobilität haben. Diese sind in Tabelle 1 aufgeführt.
Hersteller |
Ziele für die Elektromobilität in Europa |
Alfa Romeo |
100% bis 2027 |
Audi |
100% bis 2033 |
BMW |
50% bis 2030 |
BYD* |
300.000 xEV bis 2026 |
Citroen |
100% bis 2028 |
DS |
100% bis 2024 |
Fiat |
100% bis 2027 |
Honda |
100% bis 2040 |
Hyundai |
100% ab 2035 |
Jaguar |
100% bis 2025 |
Jeep |
100% bis 2030 |
Kia |
40% bis 203 |
Lancia |
100% bis 2025 |
Mazda |
40% bis 2030 |
Maserati |
100% bis 2028 |
Mercedes-Benz* |
50% xEV bis 2030 |
Mitsubishi |
50% bis 2030 |
Nissan |
100% bis 2030 |
Opel |
100% bis 2028 |
Peugeot |
100% bis 2030 |
Polestar |
bereits 100% |
Porsche |
80% bis 2030 |
Renault |
100% bis 2030 |
Skoda |
min. 50% bis 2030 |
Subaru |
50% bis 2030 |
Suzuki |
80% bis 2030 |
Tesla |
bereits 100% |
Togg |
1 Mio. BEV bis 2030 |
Toytoa |
30% bis 2030 |
Volkswagen |
70% bis 2030 |
Volvo* |
90% xEV bis 2030 |
Tabelle 1: Angekündigte Verkaufsziele für BEV einzelner Hersteller (*BEV und PHEV kombiniert)
Bei all den Ankündigungen gibt es auch Negativbeispiele für die Entwicklung der Verkaufsziele von Herstellern. Ford kündigt beispielsweise das Ziel auf, bis 2030 in Europa ausschließlich BEV auf den Markt zu bringen. Auch Mercedes weicht die Ziele auf und will anstatt 100 Prozent BEV bis 2030 nur noch mindestens 50 Prozent BEV oder PHEV Fahrzeuge verkaufen. Aktualisierte Prognosen gab es auch bei Volvo und Toyota.
Neben den geplanten Zulassungsverboten ab 2035 soll es in verschiedenen Großstädten in den kommenden Jahren auch grundsätzliche (Fahr-) Verbote für Verbrenner geben. In Stockholm werden bereits Ende 2024 Zonen errichtet, in denen nur lokal emissionsfreie Fahrzeuge fahren dürfen. Bis 2030 soll diese Zone auf den gesamten Innenstadtbereich ausgeweitet werden. In Kopenhagen wird sogar von einem Verbrennerverbot für das gesamte Stadtgebiet bis 2030 gesprochen, der endgültige Beschluss fehlt allerdings noch. Ähnliches gilt auch für Amsterdam. Die Stadt plant ab 2030 mit einer Umweltzone für lokal emissionsfreie Pkw, allerdings gibt es auch hier noch keine konkreten nationalen Regelungen. Andere Städte wie Paris oder London planen mit einer »Ultra Low Emission Zone« und möglichen Mautgebühren für Verbrennerfahrzeuge. In Großbritannien werden ursprüngliche Verkaufsverbote von 2035 auf 2030 vorgezogen. Aber auch außerhalb Europas gibt es Ankündigungen zu Einschränkungen von Verbrennerfahrzeugen: In Peking existiert beispielsweise eine Zulassungsbeschränkung, welche genaue Vorgaben für die Neuzulassungen für Verbrennerfahrzeugen und NEVs (»New Energy Vehicles«) vorsieht.
In Zukunft können weitere Kosten wie die CO2-Steuer in Europa einen erheblichen Einfluss haben. Während 2024 der Preis pro Tonne CO2 noch bei 45 Euro liegt, soll der Preis bis 2030 möglicherweise auf weit über 100 Euro pro Tonne CO2 ansteigen. Die Mehrkosten für Kraftstoffe werden somit in den kommenden Jahren größer. Dazu kommen die CO2-Flottenziele für die Autohersteller, welche ab 2025 von der EU erneut deutlich reduziert werden. Hersteller unterliegen dem Anreiz, diese Ziele einzuhalten, da es bei Missachtung schnell zu hohen Strafzahlungen kommt. Einen weiteren bisher nicht klar abschätzbaren Aspekt stellen die verhängten und zurzeit noch diskutierten Strafzölle der EU gegen E-Autos aus China dar. Viele Experten warnen vor negativen Konsequenzen, da günstige Modelle nun teurer werden und somit die Nachfrage für die entsprechenden Modelle sinken wird.
Marktanalyse für die kommenden Jahre
Spannend ist die Frage, wie sich der Markt in den kommenden Jahren weiterentwickelt. Ausgehend vom Verkaufsjahr 2023 wurde anhand der Herstellerankündigungen bezüglich zukünftigen BEV-Verkaufszahlen in Europa eine Prognose bis zum Jahr 2030 erstellt.
Für die Analyse wurden insgesamt 31 Hersteller und die entsprechenden Ziele ausgewertet. Von jedem Hersteller wurden die BEV-Verkaufszahlen für das Jahr 2023 ermittelt und mithilfe der Ziele eine Vorhersage bis 2030 erstellt. Im Anschluss wurde ein exponentieller Verlauf von den Verkaufszahlen aus dem Jahr 2023 hin zu den prognostizierten Verkaufszahlen im Jahr 2030 erstellt und die einzelnen Verläufe aufsummiert.2
Bei den geplanten Zielen würden die Hersteller, welche in Tabelle 1 dargestellt sind, auf summierte Verkaufszahlen in Höhe von mindestens acht Millionen Elektrofahrzeugen pro Jahr kommen. Somit steigt auch der Marktanteil von BEV in Europa von 15,4 Prozent auf knapp 60 Prozent im Jahr 2030. Die Referenzgröße für diese Anteile stellen die gesamten Pkw-Verkaufszahlen des Jahres 2023 dar.