Heizen Mieter:innen in einem sanierten Gebäude weniger oder entstehen Rebound-Effekte?
Das Heizen privater Wohnräume macht fast zwei Drittel der CO2-Emissionen im Bereich Wohnen aus. Eine Sanierung, zum Beispiel die Dämmung der Wände und der Einbau eines effizienteren Heizsystems, kann zur deutlichen Reduktion des Heizbedarfs und somit zur Reduktion von CO2-Emissionen beitragen. Dies ist aber nicht immer der Fall: Nach energetischen Sanierungen bleiben die realen Energieeinsparungen oft hinter den technischen Berechnungen und Hoffnungen zurück.
Dieser sogenannte Rebound-Effekt kann durch psychosoziale Aspekte beeinflusst werden. Beispielsweise hängt die Entscheidung, die Heizung herunter zu regulieren oder nicht, von verschiedenen Faktoren ab: Dazu gehören die Abwesenheitsdauer, wie einfach das Herunterregulieren ist, soziale Normen, Informationsquellen und das Ziel der Handlung, also Geld sparen (monetäres Ziel) oder CO2-Emissionen senken (biosphärisches Ziel).
Um herauszufinden, inwiefern diese psychosozialen Aspekte und ihre Kombination Verhaltensänderungen – insbesondere Rebound-Effekte – begünstigen, führten wir ein Vignetten-Experiment als Online-Befragung durch. Es untersuchte, wie Mieter:innen in hypothetischen Situationen mit den oben beschriebenen psychosozialen Faktoren heizen. Unterstützung erhielten wir von Elisabeth Glunz, einer Psychologie-Studentin der Universität Konstanz.
Zunächst haben wir im Oktober 2020 eine Vorstudie durchgeführt, um den Text der Vignette (= hypothetische Situationsbeschreibung) zu prüfen. Darauf aufbauend erfolgte im März 2021 die hauptsächliche Datenerhebung, bei der wir circa 6.000 Proband:innen eines Online-Panels sowie ungefähr 100 Mieter:innen der Nassauischen Heimstätte | Wohnstadt (NHW) befragt haben. Aktuell läuft unsere Auswertung. Die Ergebnisse der Vorstudie veröffentlichen wir voraussichtlich im Sommer 2021.
Unser übergeordnetes Ziel ist, Ansatzpunkte zu identifizieren, die Mieter:innen bei einem bedarfsgerechten und energiesparenden Heizverhalten unterstützen, um somit Rebound-Effekte und erhöhte CO2-Emissionen zu verhindern.