Haushalte mit PV-Anlagen als Akteure der Energiewende: Was heißt dies für den Alltag?

von Elisabeth Dütschke /

Die Möglichkeit, Energie aus erneuerbaren Quellen wie Wind, Sonne oder Wasser zu gewinnen, hat zur Entwicklung sauberer und nachhaltiger Energietechnologien geführt, die sich aus weitgehend unbegrenzten Ressourcen speisen. Die Verbreitung von Mikro-Erzeugungstechnologien wie Photovoltaik auf Dächern ist eine der Erfolgsgeschichten der Energiewende und wurde – zumindest in Deutschland – maßgeblich von Haushalten vorangetrieben.

Da diese Haushalte in der Regel nicht nur Energie erzeugen, sondern auch verbrauchen, werden sie oft als »Prosumer« bezeichnet. Doch wie wirkt es sich auf das Energieverhalten der Haushalte aus, wenn sie zu Prosumern werden? Stehen diese Verhaltensänderungen im Einklang mit weiteren Zielen der Energiewende, zum Beispiel der Reduzierung der Energienachfrage? Oder steigt der Energieverbrauch, kommt es also zum sogenannten Rebound-Effekte? Was prägt das individuelle Verhalten von Prosumern? Diese Fragen haben wir im Projekt EE-Rebound auf der Basis von 48 Tiefeninterviews mit Prosumer-Haushalten untersucht.

© Fraunhofer ISI
Rebound oder Spillover? Mögliche Verhaltensreaktionen und beeinflussende Mechanismen

Prosumer zeigen vielfältige Verhaltensweisen und Wahrnehmungen

In den Interviews haben wir eine breite Vielfalt an Verhaltensweisen und Wahrnehmungen aus Sicht der Prosumer-Haushalte gefunden: Weitere Investitionen – egal ob bereits realisiert oder für die Zukunft geplant – spielen für die Mehrheit eine wichtige Rolle. Viele Haushalte haben ihre Solaranlage bereits mit weiteren Technologien kombiniert oder sich Gedanken darüber gemacht, wie sie dies in Zukunft tun können. Prosumer zu werden ist für viele unserer Befragten kein Selbstzweck, sondern nur ein Schritt auf einem längeren Weg. In diesem Sinne beeinflusst die Investition in die Photovoltaikanlage nicht nur zukünftige Investitionsentscheidungen, sondern wurde auch durch frühere Erfahrungen ausgelöst.

Die Verhaltensreaktionen in den täglichen Routinen sind innerhalb der Haushalte heterogen: Es gibt einerseits ganz klare Fälle, in denen Umweltbewusstsein schon lange vorhanden und verhaltensleitend ist. Für andere bewirkte die Investition in die Photovoltaikanlage, dass sich das Umweltbewusstsein und umweltfreundliches Verhalten durch die Erfahrung mit der Anlage allmählich verstärkten. Für eine dritte Gruppe ist die Solaranlage eine Art Ausgleichsinvestition, da sie ihren bisherigen Verbrauch als außergewöhnlich hoch empfanden. Schließlich ist die Photovoltaik für einige Menschen auch ein Mittel, um Nachfragesteigerungen oder »Luxusinvestitionen« wie ein Solarium zu rechtfertigen.

Die Mechanismen, die die Verhaltensreaktionen auslösen, sind ebenfalls breit gefächert und heterogen, wobei ökonomische, psychologische und sozio-technische Treiber teilweise eng miteinander verwoben wurden. Gleichzeitig scheinen sich die Treiber nicht homogen oder konsistent zu entfalten. Für manche sind zum Beispiel ökonomische Mechanismen ein wichtiger Treiber, während andere die Erschwinglichkeit relevanter als die Wirtschaftlichkeit finden. Ein »gutes Gewissen« wurde in einigen Interviews als wichtiger Faktor hervorgehoben und verweist auf die Relevanz moralische Aspekte.

Einen ausführlichen Artikel zu unserer Studie haben wir im Special Issue »The Role of the Individual in the Great Transformation Toward Sustainability« veröffentlicht.

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