In einem kürzlich veröffentlichten Policy Brief postuliert das IfW, dass viele Studien (u. a. auch diese explizit genannte des Fraunhofer ISI) einen erhöhten Strombedarf durch den Ausbau der Elektromobilität unberücksichtigt lassen. Es wird weiterhin argumentiert, dass die Treibhausgasemissionen bei Elektroautos bei einem derartigen Ausbau um 73 Prozent höher ausfielen als bei modernen Diesel-Pkw und es umweltschonender sei, erneuerbare Energien zur Reduzierung der Verstromung von Kohle zu nutzen als damit Elektroautos zu betanken.
Die IfW-Studie trifft damit eine Reihe von Annahmen, die wir und auch andere Forschungsinstitutionen so nicht teilen und die unseren eigenen Forschungsergebnissen deutlich widerspricht. Aus diesem Grund haben wir eine aktuelle Stellungnahme veröffentlicht, die auf die Ergebnisse, Methodik und Berechnungen der IfW-Studie reagiert:
- In der Klimapolitik gibt es kein Entweder-Oder. Alle relevanten Maßnahmen müssen zeitnah umgesetzt werden, ansonsten erreicht man die Klimaziele nicht. Der Ausstieg aus der Kohle wie der Einstieg in die Elektromobilität gehören dazu.
- In der IfW-Studie werden Braunkohlekraftwerke durch erneuerbaren Strom substituiert, was technisch und wirtschaftlich herausfordernd ist. Nach anerkanntem Wissensstand substituiert erneuerbarer Strom überwiegend einen Mix aus Gas- und Steinkohlkraftwerken. Deshalb werden die Einspareffekte in der IfW-Studie für die Braunkohlesubstitution um den Faktor 2 überschätzt.
- Die Vergleichsmethode zwischen konventionellen und E-Pkw ist nicht konsistent. Bei E-Pkw werden die Treibhausgasmissionen mit dem denkbar schlechtesten Kraftwerkstyp, den Braunkohlekraftwerken, bewertet. Bei konventionellen Pkw werden die Durchschnittsemissionen aus der Ölförderung genommen. Nimmt man auch hier die schlechtesten Werte, die sich aus der Gewinnung von Ölsanden und Öl aus Fracking ergeben, so liegen die Emissionen bei den konventionellen Pkw deutlich höher als angegeben.
- Die IfW-Studie setzt für eine Klimabilanzbewertung der Elektromobilität zu 100% (Braun-)Kohlestrom an. Studien zeigen aber, dass viele E-Fahrzeugnutzer eine eigene Photovoltaikanlage nutzen. Elektrofahrzeuge können zudem gesteuert laden und vermeiden hierdurch die Abregelung von erneuerbarem Strom.
- Die IfW-Studie benennt für das Jahr 2050 noch einen Anteil von rund 40 Prozent fossiler Energieträger am Strommix, weshalb Elektromobilität kaum einen Sinn mache. Aktuelle EU-Szenarien gehen allerdings von nahezu null Treibhausgasemissionen aus dem europäischen Kraftwerkspark in 2050 aus.
Eine ausführliche Erläuterung mit mehr Details und Erklärungen findet sich in der Stellungnahme.