Vor dem Hintergrund der langen Nutzungsdauern von Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsinfrastrukturen, ihrer geringen Flexibilität und der Veränderungen wichtiger Rahmenbedingungen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die bestehenden Systeme weiterentwickelt werden müssen, um kommenden Herausforderungen gerecht zu werden.
Für Neubaugebiete wurden neue Techniken und Konzepte bereits in mehreren Forschungs- und Demonstrationsprojekten erprobt, doch auch die bestehenden Systeme müssen angepasst werden. Hier setzt das Verbundvorhaben TWIST++ ( Transitionswege WasserInfraSTruktursysteme) an. In diesem Projekt sollen integrierte und zukunftsweisende technische Lösungen gefunden werden, die auf intelligente Weise Entsorgungsaufgaben für Abwasser mit Versorgungsaufgaben für Trinkwasser vereinen und die Flexibilität des Gesamtsystems, sich an künftige Veränderungen anzupassen, erhöhen. Dieser umfassende Projektansatz erfordert eine breite Beteiligung unterschiedlicher Akteure: Im Projektverbund arbeiten deshalb neben dem Fraunhofer ISI und anderen Forschungsinstituten auch Partner aus Kommunen, Wasser- und Abwasserwirtschaft (Betreiber) sowie Unternehmen aus den Bereichen Planung, Software/Spielentwicklung und Anlagenbau mit.
Das Projekt wird in drei Modellgebieten durchgeführt: In der Stadt Lünen in Nordrhein-Westfalen, im thüringischen Wohlsborn-Rohrbach als Beispiel für den ländlichen Raum sowie für die ehemalige Zeche Westerholt 1/2, die exemplarisch für Erschließungs- und Konversionsflächen inmitten angrenzender Wohnbebauung steht. Die ausgewählten Modellgebiete weisen Randbedingungen auf, die für viele ähnliche Orte in Deutschland repräsentativ sind. Dies begünstigt die Übertragbarkeit und somit weitergehende Nutzung der Ergebnisse über das Projektende hinaus.
Ausgehend von der aktuellen Situation und vom zukünftigen Bedarf in den Modellgebieten werden Konzepte zur Umwandlung beziehungsweise Weiterentwicklung von Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungssystemen erarbeitet, die notwendigen technischen Komponenten, beispielsweise zur Energie- und Nährstoffrückgewinnung oder zur Schaffung selbst reinigender Trinkwasser-Teilnetze, entwickelt und die Ergebnisse anhand konkreter Planungsvarianten umgesetzt und verifiziert.
Die während des Projekts entwickelten neuen Konzepte werden Fachleuten und Laien mittels eines Planungsunterstützungssystems und eines Serious Game zugänglich gemacht. Dieses Simulationsspiel hilft insbesondere Entscheidern dabei, ein grundlegendes Verständnis für die zahlreichen interdisziplinären Zusammenhänge, Abhängigkeiten und Wechselwirkungen zu entwickeln. Dadurch kann die Hemmschwelle abgebaut werden, innovative und integrierte Infrastrukturkonzepte bei Umbau- und Erneuerungsplanung zu berücksichtigen. Die zu entwickelnden Planungstools werden bei der Etablierung der neuen, nachhaltigen Technologien eine wesentliche Rolle spielen.
Das Projekt TWIST++ wird im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme »Intelligente und multifunktionelle Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung« gefördert und ist innerhalb des Rahmenprogramms »Forschung für nachhaltige Entwicklungen (FONA)« Teil des Förderschwerpunkts »Nachhaltiges Wassermanagement (NaWaM)«.
Weitere Informationen gibt es unter www.twistplusplus.de.