Projekt

Die Rolle von F&I bei der Gewährleistung einer sicheren und nachhaltigen Versorgung mit kritischen Rohstoffen in der EU

Rohstoffe sind so eng mit der Geschichte der Menschheit verwoben, dass sie zu Namensgebern für antike Epochen wie die Stein- und Eisenzeit wurden. Außerdem sind Rohstoffe heute genauso notwendig wie damals: Während der heutige europäische Wohlstand auf Wissen beruht, geht es bei einem bedeutenden Teil dieses Wissens um die Herstellung nützlicher Produkte, die wiederum Rohstoffe benötigen. Insbesondere der grüne und der digitale Wandel sind materialintensiv und werden in den kommenden Jahren die Nachfrage nach vielen Rohstoffen treiben.

Kritische Rohstoffe (CRM) sind für eine robuste EU-Wirtschaft notwendig, aber auch vielfältig in ihrer Beschaffenheit und den Herausforderungen, die sie darstellen. Es gibt Methoden zur Bewertung und Überwachung von Risiken und möglichen Auswirkungen von Versorgungs-Unterbrechungen. Trotz der Schwierigkeiten beim Zugang zu zeitnahen, qualitativ hochwertigen Daten befassen sich diese Methoden sowohl mit dem Status quo (CRM) als auch mit künftigen Entwicklungen (strategische Rohstoffe, SRM) in Bezug auf Angebot und Nachfrage nach Rohstoffen. Die Ergebnisse der CRM-Bewertungen haben sich im Laufe der Zeit aufgrund der sich ändernden Angebots- und Nachfragesituation verändert. Dies wird auch bei der Bewertung von SRM weiterhin der Fall sein. Diese Bewertungen und die begleitende Hintergrundarbeit bieten einen Überblick über die gesamte Lieferkette für kritische Rohstoffe, was für die Entwicklung von Maßnahmen zur Minimierung von Versorgungsrisiken und zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit erforderlich ist.

Die EU entgegnet der Frage der Kritikalität von Rohstoffen mit einer Vielzahl von Maßnahmen, darunter ein starkes Engagement in Forschung und Innovation (F&I) für CRM. Die Rolle von F&I wird in politischen Dokumenten hervorgehoben, von der Rohstoffinitiative (2008) bis zum Gesetz zu kritischen Rohstoffen (2024). Parallel zu dieser politischen Aufmerksamkeit hat die Finanzierung durch EU-Programme erheblich zugenommen, einschließlich der vergangenen Rahmenprogramme und des aktuellen Horizon Europe sowie des EIT RawMaterials, welches sich dem Ende seines Finanzierungszeitraums nähert. Die EU ist ein wichtiger Akteur auf dem Gebiet der Patentierung, insbesondere in den Bereichen Bergbau/ Verarbeitung und Recycling, und verfügt über starke internationale Verbindungen (insbesondere zu den USA). Eine kontinuierliche Finanzierung und politische Unterstützung sind der Schlüssel zur Erhaltung und Nutzung dieser Position.

Diese Studie verfolgte zwei Ziele:

1. die Rolle von F&I bei der Sicherung einer nachhaltigen Rohstoffversorgung zu beleuchten und

2. die Bereitstellung politischer Optionen zur Stärkung des Beitrags von F&I hin zu einer sicheren und nachhaltigen Rohstoffversorgung in der EU.

Um dies zu erreichen, liefert der Bericht zunächst Hintergrundinformationen (sowohl Methoden als auch Daten) zu kritischen Rohstoffen und deren Bewertung in der EU seit Mitte der 2000er Jahre. Ein Schwerpunkt dieses Teils der Studie ist es, einen Überblick über das Angebot und die Verwendung aller kritischen Rohstoffe sowie über die Maßnahmen zu geben, die üblicherweise ergriffen werden, um die Versorgung zu sichern oder die nachteiligen Auswirkungen möglicher Versorgungsunterbrechungen zu mildern. Dies wird begleitet von einem Querschnitt über die EU-Politik, die sich auf CRM auswirkt - von der Rohstoffinitiative (RMI) bis zum Gesetz zu kritischen Rohstoffen (CRMA). Darüber hinaus informiert der Bericht über Nachhaltigkeitsfragen und öffentliche Kontroversen rund um den Abbau und die Verarbeitung von Rohstoffen, da diese für die Entwicklung konkreter Rohstoffprojekte und damit für die Umsetzung des Gesetzes zu kritischen Rohstoffen von zentraler Bedeutung sind.

Der Hauptteil des Berichts konzentriert sich auf einen Überblick über F&I und die Zusammenarbeit bei der Sicherung der Rohstoffversorgung der EU. Anhand einer vereinfachten Wertschöpfungskette - von der Erkundung bergbaulicher Ressourcen bis hin zum Recycling von Post-Consumer-Schrott - werden die Bedeutung von F&I und die Themenvielfalt der aktuellen Forschungslandschaft anhand konkreter Beispiele aus aktuellen Förderprogrammen und Projekten unter besonderer Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten aufgezeigt. Ergänzt wird dieser Blick auf die Forschung durch eine quantitative Analyse der Patentierung entlang der CRM-Wertschöpfungskette, die die EU in den internationalen Kontext stellt und die relativen Stärken und Schwächen analysiert. Schließlich beleuchtet dieser Teil die internationale Zusammenarbeit im Bereich der Rohstoffe durch eine quantitative Analyse der Co-Patentierungsaktivitäten sowie eine qualitative Analyse der Rohstoffdiplomatie, einschließlich strategischer Partnerschaften und etablierter Foren für die internationale Zusammenarbeit.

Die obigen Ausführungen bilden die Grundlage für eine Reihe von politischen Optionen in den Bereichen (1) institutionelle und F&I-Kapazitäten der EU, (2) internationale Zusammenarbeit und (3) Legitimität und Regulierung. Jede Option wird qualitativ entlang der Dimensionen Kosten, Nutzen, Durchführbarkeit, Wirksamkeit, Nachhaltigkeit, Risiken und Ungewissheiten, Kohärenz mit den EU-Zielen, regulatorische Auswirkungen sowie soziale und ethische Auswirkungen untersucht.

 

Laufzeit

Dezember 2023 - Juni 2024

Auftraggeber

  • STOA-Gremium des EU-Parlaments

Partner

  • Fraunhofer ISI (Leitung), Österreichische Akademie der Wissenschaften, NORSUS, Karlsruher Institut für Technologie