Die Transformation des Energiesystems hin zu einer nachhaltigen Stromerzeugung erfordert die Entwicklung neuer und Verbesserung bestehender Technologien. Die GRETCHEN-Analysen belegen, dass in den letzten Jahrzehnten ein rapider technologischer Wandel bei erneuerbaren Stromerzeugungstechnologien stattgefunden hat:
- die wissenschaftlichen Photovoltaik-Publikationen aus Deutschland sind im Zeitverlauf stark angestiegen,
- die Entwicklung der Patentanmeldungen für Photovoltaik und Windkraft lag über dem allgemeinen Patenttrend in Deutschland,
- die Kooperationen zwischen verschiedenen Akteuren im Innovationssystem für Photovoltaik und Windkraft haben stark zugenommen und unterstützen die Innovationsaktivitäten durch intensiven Wissensaustausch,
- die Technologiekosten sind so stark gesunken, dass einige der erneuerbaren Stromerzeugungstechnologien mittlerweile mit fossilen Konkurrenztechnologien wettbewerbsfähig sind,
- deutsche Hersteller erneuerbarer Stromerzeugungstechnologien konnten neue Exportmärkte erschließen, was sich insgesamt positiv auf die wirtschaftliche Gesamtentwicklung, u. a. in Form zusätzlicher Beschäftigung, niederschlägt, und
- die Dekarbonisierung des Energiesystems ist vorangekommen, nicht nur in Deutschland, sondern durch Technologietransfer auch in anderen Teilen der Welt.
Trotz dieses positiven Entwicklungsstandes verlangsamt sich aktuell die weitere Entwicklung in Deutschland und weist teilweise sogar rückläufige Tendenzen auf. Global betrachtet bleibt der Trend zu erneuerbaren Stromerzeugungstechnologien jedoch stark positiv.
Das sich aktuell verschlechternde Innovationsklima für erneuerbare Energien ist ein Warnsignal für die Politik. Der eingeschlagene technologische Wandel weist in die richtige Richtung und muss angesichts ambitionierter Energie- und Klimaschutzziele und vieler Vorteile verstärkt anstatt abgebremst werden. Zwar wurden zur Umsetzung der politischen Ausbauziele für erneuerbare Energien in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl nachfragefördernder (z. B. EEG), technologiefördernder (z. B. Energieforschungsprogramm) und systemischer Instrumente (z. B. Verbundforschung) eingeführt. Trotz dieses relativ umfassenden Instrumentenmixes ist jedoch die Glaubwürdigkeit der Politik hinsichtlich der Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in den letzten Jahren deutlich gesunken.
Aus den GRETCHEN-Analysen lassen sich drei übergeordnete Politikempfehlungen ableiten:
- Für eine erfolgreiche Gestaltung des technologischen Wandels im Energiesystem ist eine aufeinander abgestimmte Kombination von verschiedenen politischen Instrumenten unerlässlich. Es gilt, den Policy Mix als Ganzes zu erfassen und zu gestalten – ein Abstellen auf nur ein Instrument ist nicht zielführend.
- Um eine lebhafte Innovationstätigkeit anzuregen, muss dieser Policy Mix glaubwürdig und in sich möglichst konsistent sein. Ohne einen starken politischen Willen für den grünen Wandel besteht hingegen Unsicherheit über die zukünftigen Marktentwicklungen, was langfristige Investitionen in Innovationen behindert und Deutschlands technologische Wettbewerbsfähigkeit bei den betrachteten Technologien gefährdet.
- Der Wandel hin zu erneuerbaren Erzeugungstechnologien ist ein zunehmend globaler Prozess, der in Zukunft eine deutlich stärkere supranationale Abstimmung des Policy Mixes erfordert. Dabei ist die Diskussion um die Energiewende in Deutschland vorrangig auf deren Vorteile – u. a. in Form von Exportchancen, Arbeitsplätzen und ihren Beitrag zu internationalem Klimaschutz und nachhaltiger Entwicklung – auszurichten.