Projekt

Zeit-Rebound, Zeitwohlstand und nachhaltiger Konsum (ReZeitKon)

Obwohl im Privatleben und am Arbeitsplatz zunehmend effiziente, „zeitsparende“ Techniken und Praktiken eingesetzt werden, mehren sich die Diagnosen, dass viele Menschen in modernen Gesellschaften einen Mangel an Zeit empfinden. Offensichtlich führt die Möglichkeit, das Verschicken von Mitteilungen oder das Einkaufen von Produkten dank des Internets in kürzerer Zeit als früher zu verrichten, dazu, dass mehr Tätigkeiten in der pro Kopf unverändert zur Verfügung stehenden Zeit erledigt werden. Es kommt zu einer Fragmentierung, Verdichtung und Gleichzeitigkeit von Aktivitäten im Wechselspiel mit der permanenten Verfügbarkeit von IKT-Infrastrukturen und -Geräten, im Privatleben teilweise ergänzt durch das „Outsourcing“ von Haushaltsdienstleistungen. Als Resultat dieser gesellschaftlichen Beschleunigung steht weniger als „frei“ wahrgenommene Zeit zur Verfügung. Dieses paradoxe Phänomen subjektiv zunehmender Zeitnot in Folge des vermehrten Einsatzes zeit-effizienter Technik und Prozesse ist bislang nicht systematisch untersucht.

Die Arbeitspakete sind in zwei interdependente Arbeitsfelder aufgeteilt, die weitgehend parallel bearbeitet werden und sich gegenseitig befruchten sollen:

1. Bestandsaufnahme Zeit-Rebound-Effekte

  • AP1 Grundlegung
  • AP2 Repräsentativbefragung
  • AP3 Modellierung

2. Interventionen zu Zeit-Rebound-Effekten

  • AP4 Arbeitsplatz
  • AP5 Privatleben
  • AP6 Schule

Der Zusammenhang zwischen den zentralen Konstrukten Zeit-Rebound-Effekt, objektive Zeitverwendung, subjektive Zeitwahrnehmung und Nachhaltigkeit des Konsums wird im Projekt mit Hilfe einer ersten umfassenden deutschlandweiten Repräsentativerhebung empirisch überprüft und mit Hilfe eines Computer-Modells simuliert.

Das Fraunhofer ISI (Leitung Competence Center Foresight) konzipiert, entwickelt, betreibt und validiert ein Simulationsmodell für die Abschätzung des Zeit-Rebound-Effektes und der damit einhergehenden Umweltwirkungen des Konsums unter den Bedingungen von Zeitnot und Zeitwohlstand:

  • Environmentally Extended Input-Output-Modell für die Volkswirtschaft (EE-IO) mit Hochrechnung der Umweltwirkungen in Deutschland unter Berücksichtigung der Stichprobe aus der Repräsentativbefragung
  • Prospektive Simulation von Zeit-Rebound-Effekten mit Hilfe eines systemdynamischen Modells anhand von Fallstudien unter Berücksichtigung aktueller Debatten (z.B. Arbeitszeitregimes, automatisiertes Fahren)

Der so konstruierte, antizipierte Zeit-Rebound-Effekt liefert Aufschlüsse für die Ausgestaltung neuer Techniken und Praktiken sowie flankierender Maßnahmen.

Laufzeit

09/2018 – 08/2021

Auftraggeber

  • Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Sozial-Ökologischen Forschung (SÖF) zum Thema „Rebound-Effekte aus sozial-ökologischer Perspektive“

Partner

  • TU Berlin, Fachgebiet Arbeitslehre/Ökonomie und Nachhaltiger Konsum
  • Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe
  • Leuphana Universität Lüneburg, Institut für Umweltkommunikation